Filmarchiv | Alexander Kluge: Nachrichten aus der ideologischen Antike
Alexander Kluge: Nachrichten aus der ideologischen Antike
Marx – Eisenstein – Das Kapital (SV 13501) Regie: Alexander Kluge
Am 12. Oktober 1927, er hat gerade die Dreharbeiten zu Oktober abgeschlossen und sitzt nun auf 60 000 Metern belichtetem Filmnegativ, notiert Sergej Eisenstein: »Der Beschluß steht fest, das ›Kapital‹ nach dem Szenarium von K. Marx zu verfilmen.« Die Herausforderung, die von einem solchen Werk ausgeht, so glaubte Eisenstein, würde die Filmkunst von Grund auf verändern. Ihm schwebte die Anwendung völlig neuer, von James Joyce’ Ulysses abgeleiteter Formen vor: »faits divers«, »emotionale Konvolute« und Reihen »dialektischer Bilder«.
Eisenstein hat diesen Plan nie umgesetzt; 81 Jahre später setzt Alexander Kluge dem Projekt ein Denkmal und komponiert eine vielstimmige Annäherung an Marx’ Hauptwerk und Eisensteins größenwahnsinniges Projekt. Unterstützt wird er dabei von Dietmar Dath, Hans-Magnus Enzensberger, Durs Grünbein, Hannelore Hoger, Oskar Negt, Sophie Rois, Helge Schneider, Peter Sloterdijk, Joseph Vogl und vielen anderen sowie einem Kurzfilmbeitrag von Tom Tykwer (DER MENSCH IM DING).
Mit Filmen wie ABSCHIED VON GESTERN (1966) und seiner Beteiligung an dem Kollektivfilm DEUTSCHLAND IM HERBST (1978) ist Alexander Kluge einer der wichtigsten Vertreter des Neuen deutschen Films. Im April 2008 wurde er beim Deutschen Filmpreis mit dem »Ehrenpreis« für hervorragende Verdienste um den deutschen Film ausgezeichnet.
Mitwirkende: Oksana Bulgakowa, Dietmar Dath, Hans Magnus Enzensberger, Boris Groys, Durs Grünbein, Hannelore Hoger, Oskar Negt, Sophie Rois, Helge Schneider, Peter Sloterdijk, Rainer Stollmann, Joseph Vogl, u.a.
- Extras
Mit einem Essay von Alexander Kluge. PDF-Texte auf jeder DVD.
mit Begleittexten von Alexander Kluge im Beiheft sowie auf der DVD- Inhaltsübersicht
DVD I: Marx und Eisenstein im gleichen Haus
DVD II: Alle Dinge sind verzauberte Menschen
DVD III: Paradoxe der TauschgesellschaftDVD I: 1 Eisenstein und Marx im gleichen Haus
1. Aus Eisensteins Arbeitsheften. Mit Heather McDonnell, (Piano), Irmela Roelcke (Piano),
Hannelore Hoger (Sprecherin), Charlotte Müller, Thomas Niehans (Berliner Einsemble).
2. Projekte 1927 – 1929 Mit Eisenstein-Biografin Oksana Bulgakowa.
3. Drei Texte aus dem KAPITAL und den GRUNDRISSEN.
4. Soll / Ist. Fließband mit noch vielen Lebenden.
5. Landschaft mit klassischer Schwerindustrie. Musik: Multiple Personality Disorder.
Norm Plastic. The Revenger.
6. Das Buch der menschlichen Wesenskräfte. Musik: Rigoletto von Verdi mit Sir Henry.
7. „Ein Mensch ist des anderen Spiegel“. Mit Sophie Rois.
8. Das Lamento der liegen gebliebenen Ware. Musik: Ennio Morricone,Wolfgang Rihm,
Monteverdi.
9. Von den Menschen verlassene Maschinen. Musik: Ennio Morricone.
10. Wir Einwohner des Kosmos. Musik: Sozialistisches Patientenkollektiv.
11. „Zauber der Antike“. Mit Sophie Rois. Musik: Jan Czaikowski. Norma von Bellini.
12. „Flüssigmachen“.
13. Zwei Stasi-Kundschafterinnen bereiten sich auf ihren Einsatz vor.
14. Vorbereitung auf die Prüfung zum Unteroffizierslehrgang in der Volksarmee.
15. Es waren ungemütliche Zeiten. H.M Enzensberger über sein Geburtsjahr 1929.
16. Das Kapital widerlegt sich selbst. Schwarzer Freitag, 23. Oktober 1929.
17. Die Großnichte von Lenins Dolmetscherin: „Die Bildung der fünf Sinne ist eine
Arbeit der ganzen bisherigen Weltgeschichte“. Mit Galina Antoschewskaja.
18. Gespräch mit Dietmar Dath: Kann das Kapital „Ich“ sagen?
19. Liebe ist härter als Beton. Mit Sophie Rois.
20. Die Wiedergeburt des Tristan aus dem Geiste des Panzerkreuzers Potemkin.
Mit Werner Schroeter.DVD II: Alle Dinge sind verzauberte Menschen
1. Der Mensch im Ding. Film von Tom Tykwer.
2. Fackel der Freiheit.
3. Alle Dinge sind verzauberte Menschen. Peter Sloterdijk über die Metamorphosen des
Mehrwerts.
4. O-Ton eines Arbeitskampfes, den es schon nicht mehr gibt.
5. Song des Krans Milchsack Nr. 4.
6. Was heißt fröhliches Scheitern in der Risikogesellschaft? Mit Oskar Negt.
7. Kurze Geschichte der Bourgeoisie. Von H.M. Enzensberger.
8. Revolutionen sind Lokomotiven der Geschichte. Oskar Negt und Alexander Kluge.
9. Die Vernunft ist eine Fackel. Ein Artikel von Condorcet aus der Enzyklopädie.
10. Zeitbedarf der Revolution.
11. Stichwort: Was ist ein Revolutionär? Mit Joseph Vogl.
12. Abschied vom industriellen Zeitalter. Hätten die Arbeiter 1929 das KAPITAL kaufen
können, eine Episode aus Anlass des Börsenkrachs von 1929.
13. Abschied von der Revolution. Mit Peter Konwitschny, Martin Kusej, Martin Harneit.
14.Text aus der Einleitung zu den Grundrissen: Krieg früher als der Frieden.Extras:
1. Manifeste der Unsterblichkeit. Boris Groys über biopolitische Utopien in Russland (vor
und nach 1917).
2. Rosa Luxemburg und der Reichskanzler.
3. Ich glaube an Solidarität. Lucy Redler über politischen Streik und soziale Gegenwehr.
Gespräch mit Lucy Redler.
4. Königin Dampf, Kaiserin Elektrizität. Von Rudolf Kersting und Agnes Ganseforth."DVD III: Paradoxe der Tauschgesellschaft
1. Karl Korschs Blitzkriegstheorie.
2. Schiffe im Nebel. Mit Sophie Kluge und Gabriel Raab.
3. Die Concierge von Paris. Mit Ute Hannig.
4. Zur Genese der Dummheit. Aus: Dialektik der Aufklärung von Max Horkheimer und
Theodor W. Adorno.
5. Maschinist Hopkins. Industrieoper von Max Brand aus dem Jahre 1929.
6. Durs Grünbein: Brechts Hexameter zum Kommunistischen Manifest.
7. Der frühe und der späte Marx.
8. Der Gesamtarbeiter vor Verdun. Mit Sprengmeister Helge Schneider.
9. Wie liest man im KAPITAL? Mit Oskar Negt (nach Karl Korsch).
10. „Wie viel Blut und Grausen ist auf dem Boden aller ‚guten Dinge’!“ Fragment.
11. Gewaltsame Einprägung des Tauschs. Kurzfilm
12. Ich habe noch nie zwei Hunde einen Knochen tauschen sehen: Rainer Stollmann
über den Tauschwert.
13. Sozialistische Robinsonisten von 1942.
14. Stichworte mit Joseph Vogl.
a) Ideologie
b) Entfremdung
c) Was heißt subjektiv-objektives Verhältnis?
d) Gibt es ein Menschenrecht der Dinge?Extras:
1. Der große Kopf von Chemnitz.
2. Wer die beste Musik hat, wird der Hauptfilm. Mit Helge Schneider als Atze Mückert
(Hartz 4), als Marx-Darsteller und als Filmkomponist für Eisenstein."- Credits
-
Regie: Alexander Kluge
Produktionsland: D
Produktionsjahr: 2007
- Pressestimmen
»Kluge inszeniert eine Art Passagenwerk zu den Verflechtungen von Filmgeschichte, Arbeiterbewegung und Kapitalismuskritik, immer aber mit Blick auf das Konkrete, mit Sinn fürs nötige Detail. Die Revolution mag tot sein: Als Kino-Idee bleibt sie verführerisch.« FAZ
»Der Entschluß steht fest, das KAPITAL nach dem Szenarium von Karl Marx zu verfilmen.«
Sergej Eisenstein, Moskau, 12. Oktober 1927»Eine kühne Komposition aus stehenden Bildern, dokumentarischen und inszenierten Filmsequenzen, Interviews und Schrifttafeln, alles umspült von einem das träumerische Denken fördernden und tragenden Strom von Musik. Zur Vielfalt der Genres kommt die der Tonarten: Die virtuose ernste Komik Helge Schneiders in der Rolle des Hartz-IV-Anwärters Atze Mückert steht neben der blitzenden Intelligenz Dietmar Daths.« (Die Zeit, 04.12.2008)
»Waren neun Stunden wirklich nötig. Die Antwort lautet: Ja. Und mehr wären schön gewesen, denn je länger man sich auf das Marx-Potpourri einlässt, desto intensiver zeigt sich, wie sehr »Das Kapital« die Moderne geprägt hat.« (FAZ, 12.11.2008)
»Geradezu unfaßbar zeitgemäß« (taz,12.11.2008)
»ein ernormer kreativer Clash« (Süddeutsche, 12.11.2008)
»So wird aus dem heimlichen literarischen Comeback des Krisenjahrs 2008 doch noch ein “Kapital”-Film. «(Frankfurter Rundschau, 21.11.2008)
»Die “ideologische Antike”, aus der Kluge seine Nachrichten zusammengetragen hat ist jene Grabungszone, in der vielleicht die Begriffe zu finden sind, mit denen das gegenwärtige Zeitalter zu erfassen ist.« (Die Welt, , 23.11.2008)
»Viele der jungen Redakteure in den Fernsehanstalten würden die Autorenfilmer aus der Generation des 1932 geborenen Alexander Kluge lieber heute als morgen „vom Hof jagen“, hat eine bekannte Regisseurin, die, Mitte sechzig, selbst dieser Generation angehört, kürzlich in einem privaten Gespräch mit dem Autor geargwöhnt. Zwar dürfen sich Kluge und seine damaligen Mitstreiter darüber nicht beschweren, schließlich waren sie in den sechziger Jahren in ihrem Oberhausener Manifest selbst mit der Parole „Papas Kino ist tot“ auf den Plan getreten. Doch Kluge zeigt mit seinen Nachrichten aus der ideologischen Antike einmal mehr, dass mit dieser Generation von Filmemachern weiterhin zu rechnen ist.« – goethe.de
»Marx hat nichts Dogmatisches für Kluge, er liebt an ihm die Bewegung der Waren, den Tausch, die Metamorphosen. … Und das Kino kann ihre Geschichten erzählen, ihre Produktionsgeschichten.«
- Süddeutsche Zeitung- Auszeichnungen
Im April 2008 wurde Alexander Kluge beim Deutschen
Filmpreis mit dem »Ehrenpreis« für hervorragende Verdienste
um den deutschen Film ausgezeichnet.
im Digipack mit Booklet
nicht mehr lieferbar
Best. Nr.: 882
ISBN: 978-3-89848-882-2
EAN: 978-3-89848-882-2
FSK: Infoprogramm
Länge: 570
Bild: PAL, Farbe + s/w, 4:3
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
Untertitel: English Subtitles Subtítulos en español
Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument
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