Film | HELGA REIDEMEISTER - FILME 1979 – 2001

HELGA REIDEMEISTER - FILME 1979 – 2001


Regie: Helga Reidemeister Herausgeber: Stiftung Deutsche Kinemathek

Mit den Filmen:
Von wegen “Schicksal” (1979)
Karola Bloch – Dann nimmt die Frau die Geschicke in die Hand (1982)
Mit starrem Blick aufs Geld (1983)
Gotteszell – Ein Frauengefängnis (2001)

Die gesellschaftlichen Verhaltnisse als veranderbar begreifen, Erkenntnisprozesse anstossen, bei den Gefilmten wie bei den Zuschauern.

Die Filme Helga Reidemeisters zeichnen sich durch eine durchgängige Parteilichkeit und Empathie für ihre Protagonistinnen aus. Sie verstehen sich zugleich als politisch wie zutiefst persönlich, machen sich das Anliegen ihrer Heldinnen zu eigen. Da ist die Teilinvalidin Irene mit ihren vier Kindern, die sich nach 20 Jahren scheiden lässt und auf Sozialhilfe angewiesen ist. Oder die kämpferische wie politisch aktive Friedensaktivistin und Witwe von Ernst Bloch. Oder der Berufsalltag des international gefragten Modells Hilde Kulbach, Schwester der Regisseurin. Oder die Insassinnen eines Frauengefängnisses, in der Regel selbst Opfer, bevor sie zu Täterinnen wurden. »Reidemeisters Verdienst besteht darin, höchst politische Filme in scheinbar entpolitisierten Zeiten zu machen.« Film Dienst

Zu GOTTESZELL:
„Niemand ist sicher vor einem Gedanken, der ihn durchzuckt. Niemand kann sagen: Das werde ich nie tun.“ Mit diesem Zitat von Marguerite Duras beginnt Helga Reidemeisters Dokumentarfilm über die Justizvollzugsanstalt Gotteszell, dem einzigen Frauengefängnis in Baden-Württemberg. Neben Drogenabhängigen, die meist wegen suchtbedingter Straftaten relativ kurze Haftstrafen absitzen, gibt die Filmemacherin auch jenen Gefangenen eine Stimme, die wegen Mord oder Totschlag teilweise lebenslängliche Strafen abbüßen müssen.
Ein bewegender Film über Gewalterfahrungen, Schuld und Sühne, der unerhörte und bewegende Stimmen über Gewalterfahrungen, Schuld und Sühne bündelt. Den Taten sind meist Drohungen, Verletzungen oder jahrelanger Missbrauch vorausgegangen. Helga Reidemeister kommentiert die Aussagen der Inhaftierten nicht, auch nicht die von Justizbeamtinnen oder einer Psychologin, die ihrerseits versuchen, die Taten zu verstehen und mit den Täterinnen zurechtzukommen. Der Kamera von Sophie Maintigneux gelingt es trotz des beengten Gefängnisraums, Respekt und Distanz gegenüber den Insassinnen zu wahren, zugleich aber eine Nähe zu deren Schicksalen zu erlauben.

Extras

Im Datenteil findet sich der Katalog zur großen Retrospektive Helga Reidemeisters mit Texten, Bildern, Zitaten zu den Filmen, herausgegeben von Britta Hartmann und Gerlinde Waz.
© Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

Inhaltsübersicht

Von wegen >Schicksal< (1979)
Kapitel
„Unser Familienproblem ist kein Einzelproblem“
Konstantin
Gewalterfahrungen
Carmen
Carmen und Irene
Richard
Ehe und Sexualität
Susanne
Die „Folter der Einsamkeit“
Träume
„Mit 48 Jahren bist Du abgehalftert“
Freiheit – selbständig sein

Karola Bloch – Dann nimmt die Frau die Geschicke in die Hand (1982)
Kapitel
Ein Mädchen aus gutem Hause
Flucht und Remigration
Die ersten Tübinger Jahre
Ohne Ernst Bloch
„Da nimmt die Frau die Geschicke in die Hand“
Erich Fried und die Friedensbewegung

Mit starrem Blick aufs Geld (1983)
Kapitel
„Hilde, meine jüngere Schwester“
Hilde und die Männer
Zwischen Beziehungsproblemen und Kosmetikerin
Eine Modenschau
Ehe und Familie
Alltag zwischen Haushalt und Laufsteg
New York
Die Modelagentur
Fahrt in die Provinz
Den Absprung finden

Gotteszell – Ein Frauengefängnis (2001)
Kapitel
Geschlechterjustiz?
Freiheit draußen, Freiheit drinnen
„Welcher Mensch macht nicht Fehler?“
Hausregeln
Mütter und Väter
Die Liebsten draußen
„Ein Leben lang Mörder“
Wie dem Kind erklären?
Schuld und Sühne
Hoffnung auf die Zeit nach dem Gefängnis

Credits
Herausgeber: Stiftung Deutsche Kinemathek
Regie: Helga Reidemeister

Pressestimmen

“Zärtlichkeit ist das eine Merkmal. Eine gewisse Unerbittlichkeit das andere: Die aktuell gängigen Reality-TV-Formate sind – bar jeder Zärtlichkeit – die affirmative Schwundform dessen, was Reidemeister vor fast 40 Jahren gelang. Man kann diesen Filmen heute nur Zuschauer wünschen, die in der Lage und gewillt sind, sich selbst in den porträtierten Menschen wiederzuerkennen.” Junge Welt

»Reidemeisters Verdienst besteht darin, höchst politische Filme in scheinbar entpolitisierten Zeiten zu machen.« Film Dienst

„Aufregend die Klarheit, mit der die Frauen ihre Situation reflektieren und bereit sind, die Verantwortung für ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen.“ Der Tagesspiegel

“Nicht von ungefähr setzte sich der mit Abstand radikalste, mutigeste Dokumentarfilm der Duisburger Filmwoche, Helga Riedemeisters VON WEGENSCHICKSAL” rüden Anwürfen aus, weil er die Konflikte in einer zerrütteten, proletarischen Familie in ihrer unerträglichen Spannung vor Augen führt – und weil die Autorin nicht davor zurückschreckte, in die Verhältnisse vor der Kamera einzugreifen, sie unter Einbeziehung des Mediums kritisch zu reflektieren." Frankfurter Rundschau, Klaus Kreimeier

“Manchmal kann das Fernsehen tatsächlich noch für Überraschungen sorgen. Spät doch nicht zu spät wurde da das Porträt einer berühmten Ehefrau gezeichnet, die jedoch im Verlauf der Gespräche und Bilder deutlich aus dem Schatten ihres mittlerweile verstorbenen Partners trat: Karola Bloch.” Kölner Stadtanzeiger

“Ein bemerkenswerter Dokumentarfilm, dessen Qualitäten in der glaubwürdigen Ausweitung eines zunächst privaten Anliegens auf Wirklicheitszusammenhänge liegen.” Film Dienst

“So manch gruselige Vorstellung von dämonischen Frauen, von Heimtücke und Perversionen speist sich aus Spielfilmen und TV-Serien über Frau im Knast. Helga Reidemeister hat den Gegenentwurf zu solch spetakulären Filmen geliefert. Sie versucht, in dieser geschlossenen Welt so viel Wirklichkeit zu erfassen wie nur irgend möglich. In dem sie den eingesperrrten Frauen und auch den Wächterinnen sehr nah kommt, gelingt es ihr ganz ohne Spiel mit Sensationen eine wachsende Spannung zu erzeugen.” Freitag

“Der Film bezieht einen Großteil seiner Spannung daraus, dass man mehr wissen möchte, als preisgegeben wird, oder rascher, als die Frauen es erzählen. Und er verwiegert damit auch die Produktion eines Wissens, dessen Entstehung Michel Foucault in ÜBERWACHEN UND STRAFEN nachgezeichneit hat.” TAZ

“An Offenheit kaum zu überbieten, ist Helga Reidemeisters »Von wegen ›Schicksal‹« (1979). Der Dokumentarfilm wurde in Zusammenarbeit mit der Protagonistin Irene Rakowitz und ihrer Familie im Westberliner Märkischen Viertel gedreht. Rakowitz hatte sich nach zwanzig Ehejahren von ihrem Mann scheiden lassen, was sie ins gesellschaftliche Aus katapultiert hatte: kein Anteil an seiner Rente mehr, wegen Invalidität keine Chance auf Lohnarbeit – ihr Mann hatte sie schwer verletzt und dauerhaft geschädigt. Ihr jahrzehntelanger Einsatz als Hausfrau, Ehefrau und Mutter ist finanziell nichts und emotional wenig wert. Zwei der vier Kinder geben der Mutter die alleinige Schuld am Zerbrechen der Familie. Irene Rakowitz forderte Kinder und Ex-Mann auf, vor der Kamera frei zu reden. Sie wollte die gesellschaftlichen Muster, das Politische im privaten Scheitern freilegen. Und so erzählt »Von wegen ›Schicksal‹« eine allgemeingültige Geschichte der BRD, des damals herrschenden Familien- und Frauenbilds.” Professional Producton, Sonja Schultz

Auszeichnungen

Bundesfilmpreis
Adolf Grimme Preis
1. Preis Frauenfilm Festival Scaux
1. Preis Cinema du Réel

2 DVDs
lieferbar
€ 24,90


Best. Nr.: 8015
ISBN: 978-3-8488-8015-7
EAN: 978-3-8488-8015-7
FSK: Infoprogramm

Länge: 369
Bild: PAL, 4:3
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN/Große Dokumentaristen
Edition: Die großen Dokumentaristen
Reihe: Die großen Dokumentaristen
Rubrik: Dokument


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