Filmarchiv | Alexander Kluge: Theorie der Erzählung. Frankfurter Poetikvorlesungen im Sommersemester 2012

Alexander Kluge: Theorie der Erzählung. Frankfurter Poetikvorlesungen im Sommersemester 2012


fes 34 (SV 13534) Regie: Alexander Kluge

Auf die Frage, wie er denn eigentlich zur Literatur gekommen sei, antwortete Alexander Kluge in einem Interview: »Ausgelöst hat das Schreiben Frankfurt.« Es war also auch eine Art Heimkehr, als Kluge 2012 die Frankfurter Poetikdozentur antrat. Hier hat er studiert, gelehrt und Filme gedreht, hier nahm die Verbindung zur Kritischen Theorie, als deren »Hofpoet« er sich augenzwinkernd bezeichnet, ihren Ausgang.

In seinen Vorlesungen, die von Publikum und Presse begeistert aufgenommen wurden und die nun, um Filmbeispiele ergänzt, auf DVD vorliegen, entfaltet Kluge sein poetisches Programm so »stringent und kompakt wie […] selten zuvor.« (Süddeutsche Zeitung)

Alexander Kluge, geboren 1932 in Halberstadt, ist einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller und Filmemacher. 2003 wurde er mit dem Büchner-Preis ausgezeichnet, 2008 erhielt er den Deutschen Filmpreis, 2009 ehrte ihn die Stadt Frankfurt am Main mit dem Theodor-W.-Adorno-Preis.

Extras

Die DVD-Ausgabe enthält außerdem die Abschlusslesung von Alexander Kluge am 26.6.2012 im Literaturhaus Frankfurt als Audiodatei. (88 Min.).

Mit einem 68-seitiges Booklet »Theorie der Erzählung. Frankfurter Poetikvorlesungen« von Alexander Kluge, unter Mitarbeit von Thomas Combrink.

Inhaltsübersicht

5.6.2012 DAS RUMOREN DER VERSCHLUCKTEN WELT. DIE LEBENSLÄUFE UND DAS WIRKLICHE
Der Erzählraum besteht aus Zeitperspektiven. 21.000 vor Christus ist eine zurückliegende Zeit, die mir dennoch in der Gegenwart von elementarer Wirkung zu sein scheint. Das ganz andere Leben einer Fliege in einem Pernod-Glas macht mich nachdenklich über das Überleben meiner Erzählungen. Texte aus DAS FÜNFTE BUCH. NEUE LEBENSLÄUFE.

12.6.2012 DAS HANDWERKSZEUG FÜR TEXT UND FILM. DIE POETIK SELBST
Eine besondere Intensität des Gefühls nennen wir DENKEN. Einen besonderen Intensitätsgrad der Beobachtung und der Hingabefähigkeit der Sinne nennen wir EMOTION: sie ist dann nicht sentimental, sondern besteht aus Unterscheidungsvermögen und ist, gerade in ihrer poetischen Natur, die Schwester des Denkens. Dieses wiederum besitzt, wenn es gelingt, poetische Natur.
Zunächst geht es um die einzelnen Sätze. Sie verbinden sich durch Montage. Man kann auch von Architektur des Zusammenhangs und von Konstellationen sprechen.

19.6.2012 DIE WIRKLICHKEITSMASSEN, DIE AUF IHRE ERZÄHLUNG WARTEN
Alles Erzählbare und auf Erzählung harrende bildet selber bereits einen »Erzählraum der Wirklichkeit selbst«. Menschen schaffen sich eine zweite Haut namens Realität. Sie fügen in sie etwas von sich ein. Wieso ist es dann ein Wunder, dass wir sagen müssen, die massereichsten Romane erzählt die Realität selbst? Insofern lohnt sich eine Sortierung der Großbaustellen des Erzählens nach Komplexen, wie sie im 21. Jahrhundert besonders hervortreten. Revolution. Krieg. Die Stadt. Wolken des Zufalls. Sieben Milliarden Erdenbewohner. Was heißt Orientierung?

26.6.2012 DIE UNABWEISBARKEIT DES ERZÄHLENS
Der Unterschied von Narration und Information. »Erlöst die Tatsachen von der menschlichen Gleichgültigkeit«. Menschen können zwischen Sachlichkeit und Einfühlung nicht wählen: Sie sind immer gut für Beides. Bodenhaftung durch Bauch. Politik der Wörter. Das Parlament der Geister im menschlichen Gehirn. Minutenfilme. 12 Stunden Programme. Neue Projekte.

Credits
Kamera: Gregor Brinkmeier, Manfred Simon, Dagmar Ackermann
Regie: Alexander Kluge

Produktion: Kairos Film
Produktionsland: D
Produktionsjahr: 2013
Pressestimmen

»Unsere Zeit ist voller aufregender Geschichten, die angeeignet sein wollen […]. Die treffendsten Geschichten erzählt derzeit Alexander Kluge.« (Frankfurter Allgemeine Zeitung)

»Wenn es heute in Deutschland einen Intellektuellen gibt, dann ist es Alexander Kluge. Er ist es nicht wegen seiner Vielseitigkeit als Filmemacher, Schriftsteller, Interviewer und Medienavantgardist, sondern wegen der Komplexität seines Denkens, das stets politisch, stets theoretisch fundiert und auf die Praxis gerichtet ist…
Kluges Vortrag, der sich durchaus den Prinzipien der Wissenschaft verpflichtet weiß – der Intersubjektivität, der Überprüfbarkeit, der Rationalität –, wird zu Literatur durch seine Ellipsen und seine Metaphorik« (Thomas Rotschild)

2 DVDs
im Digipack mit Booklet

nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 577
ISBN: 978-3-89848-577-7
EAN: 978-3-89848-577-7
FSK: Infoprogramm
Vertriebsgebiet: D, A, CH

Länge: 105 Min. (DVD 1) + 134 Min. (DVD 2)
Bild: PAL, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo 2.0
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument
Genre: Mitschnitt einer Vorlesung


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