Filmarchiv | Jean-Luc Godard: Geschichte(n) des Kinos
Jean-Luc Godard: Geschichte(n) des Kinos
(SV 13510) Regie: Jean-Luc Godard
Als Jean-Luc Godard seine GESCHICHTE DES KINOS nach zehn Jahren Arbeit fertig gestellt hatte, überschlugen sich die Kritiker vor Begeisterung: Die Le Monde Diplomatique bezeichnete HISTOIRE DU CINEMA als »unvergleichliches Meisterwerk«, die Süddeutsche Zeitung sprach von seinem »schönstem, persönlichsten, überzeugendstem Werk«.
Tatsächlich erfindet Godard hier die Gattung des Essays im Medium des Videos neu: Er nimmt Schlüsselbilder der Filmgeschichte aus ihrem Zusammenhang, konfrontiert sie mit Werken der bildenden Kunst, überblendet, spult vor und zurück und kommentiert – nicht nur mit Worten, sondern auch mit Musik. Godard benutzt den Schneidetisch als Zeitmaschine, in acht Kapiteln erzählt er die Geschichte des 20. Jahrhunderts und die des Kinos, eine Geschichte, die für ihn mit der Videotechnik an ihr Ende gekommen ist: »Das Kino ist eine Idee des 19. Jahrhunderts, die ein Jahrhundert gebraucht hat, um sich zu verwirklichen und zu verschwinden.«
Mit Filmen wie AUSSER ATEM (1960) und DIE VERACHTUNG (1963), PIERROT LE FOU (1965) und WEEKEND (1967) gilt der 1930 geborene Schweizer Jean-Luc Godard als » einflußreichster Filmemacher der Welt« (Die Zeit). Seine Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, 2007 erhielt er den Europäischen Filmpreis für sein Lebenswerk.
Hier eine Liste der zitierten Filme:
http://www.imdb.com/list/ls074337318/
- Extras
Kapiteleinteilung, Essay von Klaus Theweleit, Booklet mit Materialien und Interviews
- Inhaltsübersicht
1(a) Alle Geschichten
1 Die Macht Hollywoods
2 Vorüberlegungen
3 Irving Thalberg
4 Die Traumfabrik – Man muß träumen!
5 Rita Hayworth und »Das Herz der Finsternis«
6 Abbild und Wirklichkeit: It’s all true
7 »Die Mörder sind unter uns« – Zur Aktualität der Geschichte
8 Die Massen lieben den Mythos
9 Geschichten der Nacht
10 Amerikanisches vs. europäisches Kino1(b) Eine Geschichte allein
1 Cogito ergo video
2 Geschichten um Schönheit
3 Die Geburt des Kinos
4 Bild, Christentum und Auferstehung
5 Das Erbe der Fotografie
6 Das Phantom Afrika
7 Die Kindheit der Kunst
8 Griffith, Chaplin und der Film in Trauerfarben2(a) Allein das Kino
1 Die Arbeit des Historikers
2 Homer, Cervantes, Truffaut – Geschichtsschreiber und Geschichtenerzähler
3 Impressionismus, Licht und Projektion
4 Raum und Reise
5 Orpheus, Eurydike, Clowns und das Fernsehen2(b) Fatale Schönheit
1 Der fatale Moment
2 Die Einstellung
3 Film als Geheimnis und Ware
4 Ästhetik, Schönheit und Verzauberung
5 Filmindustrie – Todesindustrie
6 »Die Schöne des Tages« – Die Schöne der Nacht3(a) Die Münze des Absoluten
1 Barbarei in Europa
2 Was ist, was will und was kann das Kino?
3 Film als denkende Form
4 Auschwitz – Gegenwart und Vergangenheit des Films
5 Europäischer Film 1944
6 Die Glanzzeit des italienischen Films3(b) Eine neue Welle
1 In einer realen Welt
2 Die Nouvelle Vague
3 Die Cinémathèque Française
4 Falsche Legenden
5 Ein Museum der Wirklichkeit4(a) Die Kontrolle über das Universum
1 Filmen heißt, mit den Händen denken
2 Polis, Propaganda, Staat
3 Der Fortgang einer Geschichte
4 Was ist Kunst? Was ist Stil?
5 Akteure der Filmgeschichte
6 Geschichte als ewig Unvollendetes4(b) Die Zeichen unter uns
1 Die Liebe zu Geschichten
2 Film als Sättigung an Zeichen
3 Filmgeschichten
4 »Citizen Kane« ist für uns kein Vorbild
5 Charles Péguys Geschichtsverständnis
6 Zeichen unter uns
7 AbspannMusik:
Paul Hindemith, Arvo Pärt, Ludwig van Beethoven, Giya Kancheli, Béla Bartók, Franz Schubert, Igor Stravinsky, Johann Sebastian Bach, John Coltrane, Leonard Cohen, Otis Redding, Dmitri Shostakovich, Anton Webern, Dino Saluzzi, David Darling- Credits
-
Buch: Jean-Luc Godard
Kamera: Pierre Binggeli, Hervé Duhamel
Mit: Jean-Luc Godard, Juliette Binoche, Julie Delpy, Anne-Marie Miéville, André Malraux, Ezra Pound, Paul Celan
Regie: Jean-Luc Godard
Schnitt: Jean-Luc Godard
Produktionsland: F
Produktionsjahr: 1988-1998
- Pressestimmen
»Godard setzt ganz auf die Erinnerung, das Wissen, die Fantasie und die Intelligenz des Rezipienten, Bilder, Filmausschnitte, Zitate der Film-, Kunst- und Kulturgeschichte zu identifizieren und ihren argumentativen Zusammenhängen zu folgen.« Wilfried Reichart, Film-Dienst
»MONTAGE MEINE SCHÖNSTE SORGE", lautet ein Insert. Das kann nur einer behaupten, der genau weiß: "Wenn es kein Kino gäbe, wüsste ich nicht, dass ich eine Geschichte habe.« Marli Feldvoß, epd-Film
»Archäologie des Kinos« Youssef Ishagpour
»Godards Kosmos speist sich aus allen Künsten und gesellschaftlichen Phänomenen, da gleicht er seinem deutschen Bruder im Geiste Alexander Kluge.« Deutsche Welle
»Die eine Geschichte des Kinos gibt es nicht, und schon gar nicht will Godard sie erzählen. Vielmehr überführt er mit den Mitteln der Collage und der Montage die chronologische Geschichte in den Plural, in eine Pluralität: der Filmausschnitte, der Töne, Zeiten, Künste, Assoziationen und Thesen.«
taz (über französische DVD-Ausgabe), Ekkehard Knörer»Godard überfordert und verstört sehr gezielt mit den heraufbeschworenen Ausschnitten, Texten, Tönen; er führt die Geschichte (nicht nur) des Kinos vor als wirbelnde Montage und Schichtung; er will nicht, dass die Bilder Ruhe geben, und er ruft sie auch nicht zur Ordnung. Die Wirkung seines monumentalen Essays ist umso nachhaltiger.« taz (über französische DVD-Ausgabe), Ekkehard Knörer
»Als Kinogänger ist auch Godard der Faszination der Bilder ausgeliefert, die diese Industrie herstellt. Und so fragt er nicht wie André Bazin „Was ist Film?“, sondern „Wie erlebe ich Film?“. Mit seinen eigenen Filmen ist er gegen die Manipulationen des Massenkinos angetreten. Gerade hat Godard (79) „Socialisme“ beendet. Bis heute stellt er ein Kino her, das dem Publikum nicht eine Vision aufzwingt, sondern es mit dem Wirklichen, mit dem Leben konfrontiert.« Kölner Stadtanzeiger
»Photographie, das ist die Wahrheit. Und der Film ist die Wahrheit 24mal in der Sekunde.« Jean-Luc Godard
»Die Bilder überlagern sich, gleiten vorüber, treten in einen Dialog, stoßen aneinander, geraten durcheinander, stürzen aufeinander zu, zersplittern und fügen sich wieder zusammen – um der Frage auf den Grund zu gehen, wie das Kino sowohl Geschichte aufgebrochen als auch in sie eingegriffen hat, und um zu zeigen, wie das Kino die Würde einer echten Kunstform erreicht hat und sie allmählich verliert.« Guy Scarpetta in Le Monde diplomatique
»Der Höhepunkt des Filmschaffens im 20. Jahrhundert« Jonathan Rosenbaum, amerikanischer Filmkritiker
»Wäre das Publikum durch massive Beeinflussung nicht konditioniert auf den narrativen Film, auf die nacherzählbare Story, die in den üblichen Kritiken die Auseinandersetzung mit jenen Mitteln ersetzt, die Film erst in seiner Eigenart konstituieren und von anderen Künsten unterscheiden – es müsste „Histoire(s) du cinéma/Geschichte(n) des Kinos“ als das filmische Pendant zu „Ulysses“, zu den Stücken Becketts und zu den Kompositionen Schönbergs begreifen.« Thomas Rothschild (titelmagazin.de)
»Die Intertextualität, ja die gesamte Postmoderne wird hier auf ihre absurde Spitze getrieben: Bild- und Tonschnipsel aus berühmten wie obskuren Filmen sind zu sehen, über denen sich in stolzer Schrift französische Schlagworte und Thesen abwechseln, über welche wiederum Godard seine kühlen Assoziationen und Meditationen spricht – Godards Histoire(s) sind ein Monolith der Überforderung. Umso wichtiger ist diese lang erwartete deutsche Fassung: Wer sich als Nichtfranzose ans Original wagte, mußte oft aus der falschen, nämlich der sprachlichen Überforderung heraus aufgeben. Die deutsche Synchronisation wird daher in diesem Fall dankbar angenommen – weil doppelte Untertitel ein heilloses Durcheinander im Bild angerichtet hätten.«
Daniel Bickermann, SCHNITT»Die Histoire(s) sind immer alles zugleich: Laufbild, Fotografie, Gemäldekatalog, Pixelmutation, Musik, Geräusch, Filmtonfragment, Sprechstimme, Schrift-im-Bild, Literatursteinbruch, Essaytext. Sie sind Empfindung und Wissen, Information und Emotion, Theorie und Praxis des Kinos, Geschichtsschreibung und Geschichtenerzählung. Sie sind weniger und zugleich mehr als ein Gesamtkunstwerk, weil sie nie ‘gesamt’ und nie ‘nur’ Kunstwerk sein wollen, sondern ein Fluß, der das Ästhetische hineinreißt in die Bewegungen des Denkens und der Geschichte.« Alexander Horwath
»Godards Arbeit an der Geschichte und den Geschichten des Kinos in Histoire(s) du Cinéma (F 1988–1998) geht davon aus, dass Kino aus eigener Kraft Geschichte hervorbringt, dass der Film die Geschichte und das Gedächtnis des 20. Jahrhunderts verändert hat und dass die große, die einzige Erfindung des Kinos die Montage war. Das Kino ermöglicht – durch Montage von Kinogeschichte(n) mit Geschichte – eine andere Form zu denken, ein filmisches Denken in Bildern. Um diese Form, diese Bilder des Denkens (und nicht etwa um Chronologie) geht es Godard in den Histoire(s) du Cinéma.« Kino Arsenal
»Ein Prosagedicht voller Rätsel und Momente unfaßbarer Schönheit.« Rolling Stone
»"Geschichte(n) des Kinos" ist eine multimediale Collage. … Ein Bildersturm, von dem man sich überwältigen lassen muss oder entnervt den Faden verliert. Aber versucht man alle Zitate in Godards Monstercollage zu erkennen, wird das Werk zu einem rasanten Ratespiel für Film-Nerds.« SPIEGEL ONLINE [Liste die langweiligsten Filme der Welt!] »Nicht selten sind zwei deutsche und eine französische Stimme überlagert. Andererseits kommt dies dem audiovisuellen Sturmgewitter, das Godard über uns hereinbrechen läßt, sicherlich am nächsten. Zusammen mit einem über 30seitigen Booklet, in dem Klaus Theweleit dem Leser eine Gebrauchsanleitung voller unbezahlbarer Einsichten mitgibt, wird daraus eine weitere stolze Flaggschiffausgabe der ›filmedition suhrkamp‹, die derzeit weit abgeschlagen als ehrgeizigste und anspruchsvollste DVD-Reihe hierzulande gelten muß.« Schnitt
im Digipack mit Booklet
nicht mehr lieferbar
Best. Nr.: 555
ISBN: 978-3-89848-555-5
EAN: 978-3-89848-555-5
FSK: Infoprogramm
Vertriebsgebiet: D, A, CH
Originaltitel:
Histoire(s) du Cinéma
Länge: 264
Bild: PAL, Farbe + s/w, 4:3
Ton: Stereo
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree
Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument
Genre: Filmessay