Filmarchiv | Tsahal

Tsahal


Regie: Claude Lanzmann

Nach SHOAH, dem wohl bedeutendsten Beitrag zum Gedenken an das Undenkbare, und WARUM ISRAEL, einer neugierigen und heiteren Annäherung an die noch junge Nation Israel, folgt nun der letzte und kontroverseste Teil von Lanzmanns jüdischer Trilogie: TSAHAL, ein Film über Israel und die israelische Armee (Tsava Haganah Leisrael = Tsahal, auch Tzahal oder Zahal = Armee zur Verteidigung Israels), entstanden zwischen 1991 und 1994. Wieder sucht sich der engagierte Publizist und epochale Dokumentarist den Zugang zu Geschichte und Gegenwart ausschließlich über die lebendige Stimme ihrer Protagonisten. Er befragt dabei vor allem israelische Militärs, aber auch Politiker, Palästinenser, Siedler und Schriftsteller aus der israelischen Friedensbewegung. Im Laufe der fünfstündigen Bestandsaufnahme entsteht das komplexe Panorama eines anhaltenden Ausnahmezustands vor dem Hintergrund karger Wüstenlandschaften, moderner Städte und geisterhafter Siedlungen in den besetzten Gebieten.

»Es ist wichtig zu verstehen, dass der Holocaust nicht allein ein Massaker an Unschuldigen war, sondern dass es ein Massaker an Menschen war, die keine Verteidigung hatten, die nicht wehrhaft waren; das heißt an Leuten, die zum allergrößten Teil seit Generationen und Jahrhunderten nicht daran gewöhnt waren, Waffen zu gebrauchen und Gewalt anzuwenden. Daher handelt es sich bei TSAHAL um die Fortsetzung von SHOAH. Im Zentrum von TSAHAL steht das Problem, dass man angreifen muss, wenn man nicht sterben will, und dass man zugleich diesen Angriff nach Möglichkeit vermeiden will.« Claude Lanzmann

»Ohne Tsahal hätte sich die Frage nach dem Frieden zwischen Israel und seinen ehemaligen Feinden niemals gestellt: Israel würde nicht mehr existieren. Dieser Film fühlt sich nicht der Tagesaktualität verpflichtet, sondern fügt sich ein in den langen Zeitablauf der Geschichte. Er trägt zum tiefen Verständnis dessen bei, was von israelischer Seite aus die Ereignisse von heute vorbereitet und möglich gemacht hat. Er erzählt den langen Weg Israels bis hin zur Anerkennung durch 6 große Kriege hindurch und 46 Jahre permanenter Alarmbereitschaft. Dieser lange Weg wird eines Tages vielleicht zum Abschied von den Waffen führen mit allen damit verbundenen Chancen, Hoffungen und Risiken.« Claude Lanzmann

Ergänzt um ein Gespräch zwischen Claude Lanzmann und dem israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak vom 1. März 2008.

Produktion: Les Productions Dussart, Paris / Les Films Aleph, Paris / West Film, Rom / France 2 Cinéma /Bavaria Film/ Westdeutscher Rundfunk (WDR), Köln

Extras

Extra: 40 Min. Gespräch zwischen Claude Lanzmann und dem israelischen Verteidigungsminister Ehud Barak vom 1. März 2008 (Englisch)
Booklet: 16 Seiten Statements und Interviews

Credits
Buch: Claude Lanzmann
Kamera: Dominique Chapuis, Pierre-Laurent Chenieux, Jean-Michel Humeau
Regie: Claude Lanzmann
Schnitt: Sabine Mamou
Ton: Bernard Aubouy
Weitere Ergebnisse der Personensuche: Ehud Barak, Ariel Sharon, David Grossman, Amos Oz, u.v.a.

Produktionsland: F/D
Produktionsjahr: 1994
Pressestimmen

»Claude Lanzmanns Dokumentation, deren fünf Stunden nie lang wirken, setzt sich zusammen aus den Aussagen der Interviewten. Erzählte Geschichte. Die ersten zwei, drei Stunden führen uns die Armee Tsahal dabei aus rein innerisraelischer Perspektive inklusive der historischen Wurzeln vor. Dann öffnet sich der Film, Palästinenser tauchen auf, Grenzkontrollen zu den besetzten Gebieten, die den Charakter von Schikanen haben. Und der Eindruck drängt sich auf, dass der von Claude Lanzmann quasi zitierte historische Charakter und die Existenz sichernde Aufgabe der israelischen Armee in der verwirrend widersprüchlichen Realität des Nahen Ostens nicht mehr einfach so funktionieren. Weder 1994, geschweige denn heute. Diese Widersprüche opfert Claude Lanzmann in seiner monumentalen Dokumentation weder der Einfachheit noch einer Ideologie. TSAHAL handle nicht vom Triumph Israels oder der Militärmaschinerie, hat Lanzmann über seinen Film gesagt, sondern von der Zerbrechlichkeit des Landes. Lanzmann meinte die Bemerkung nicht als Drohung, sondern als realistische Bestandsaufnahme, die auch 15 Jahre später keineswegs überholt ist.« Hartwig Tegeler, Deutschlandradio Kultur

»Israel hat immer wie eine Antwort gewirkt. Eine Antwort zu einer wirklich guten Frage.«
- David Grossmann

»Lanzmanns große Leistung besteht darin, seine Subjektivität mit objektiver Wahrheit zu verbinden. Wie in SHOAH befragt er Menschen, die es wissen müssen.«
- Berliner Zeitung

»TSAHAL ist ein Film, der kaum zu patriotischen oder militaristischen Räuschen taugt. Insofern ist die zwiespältige Aufnahme, die er gefunden hat, kein Zufall. Auf für viele offenbar schmerzliche Weise verweigert der Film die Ausrichtung des Porträts der israelischen Armee auf die plakativen Töne und Farben hin, in denen das Bild der Armee entweder zum militaristischen Denkmal oder zum pazifistischen Mahnmal werden muß. … TSAHAL entwirft als den Angelpunkt, um den herum sich die Identität der Israelis kristallisiert, die ältere Frage nach der jüdischen Identität, die sie einmal mit der Staatsgründung für aufgehoben erklärten.«
- Gertrud Koch, FR, 17.2.95

»Die Kritiker übersehen dabei allerdings, dass mein Film kein Dokumentarfilm ist. ‘Tsahal’ ist ein Autorenfilm, und ich bin der Autor.« Claude Lanzmann in der taz vom 19.6.09

»Claude Lanzmann dreht immer parteiische Filme, aber keine einseitigen.« epd film / Jörg Taszman

»Die Offenheit, mit der der Generalstabschef (und späterem Verteidigungsminister) Ehud Barak und Ariel Sharon über ihre geheimdienstlichen und militärischen Einsätze sprechen, muss verblüffen. Sie zeugt nicht nur von dem enormen Selbstbewusstsein dieser Männer, sondern auch von einem eigenen Verhältnis, das Israel zu seiner Militärgeschichte und seinem Krieg gegen den Terror hat. Die Kritik, die vor allem in Europa an seiner Politik geübt wird, greift – zumindest aus Lanzmanns Perspektive – einfach zu kurz.
Der aus der Ferne kommende Blick kann im Endeffekt weder Israels Politik, noch seiner historisch einmaligen Position gerecht werden. Insofern funktioniert “Tsahal” als notwendiges Korrektiv, zumal Lanzmann keineswegs einseitig Stellung bezieht. Mit dem engagierten Menschenrechtsanwalt Avigdor Feldman sowie den Schriftstellern Amos Oz und David Grossman kommen vehemente Kritiker zu Wort. Außerdem deckt Lanzmann in seinen Gesprächen auch immer wieder die inneren Widersprüche des israelischen Vorgehens auf.« – Sascha Westphal, DIE WELT

2 DVDs
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Best. Nr.: 963
ISBN: 978-3-89848-963-8
EAN: 978-3-89848-963-8
FSK: Infoprogramm

Länge: 290
Bild: PAL, Farbe, 4:3
Ton: Mono
Sprache: mehrsprachige Originalfassung
Untertitel: deutsche Untertitel
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Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument


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