Filmarchiv | Abécédaire – Gilles Deleuze von A bis Z

Abécédaire – Gilles Deleuze von A bis Z


Regie: Pierre-André Boutang Herausgeber: Valeska Bertoncini, Martin Weinmann

»Stil gibt es, wenn die Wörter einen Blitz erzeugen, der von den einen zu den anderen überspringt, auch zu weit abliegenden.« Gilles Deleuze

Fast 20 Jahre lang hatte sich der charismatische französische Philosoph und originelle Vordenker der Postmoderne Gilles Deleuze dem Vereinnahmungsapparat Fernsehen erfolgreich entzogen – bis 1988 seine ehemalige Studentin, Freundin und Co-Autorin (Dialoge) Claire Parnet das Unmögliche möglich macht. Deleuze lässt sich auf ein Experiment ein, das das Fernsehen so noch nicht gesehen hat: 7 ½ h freie Rede uncut. Einzige Bedingung – das Material darf erst nach seinem Tod ausgestrahlt werden. Mit Heiterkeit, viel Charme und ohne jedes Pathos nimmt das überaus lebendige ›Gespenst‹ des Philosophen die heterogenen Impulse auf, die von Parnets alphabetischer Begriffsauswahl von A wie Animal/Tier bis zu Z wie Zickzack ausgehen, und folgt ihnen freimütig – bis an den Punkt, an dem die Philosophie die Lebenslinien kreuzt. Von Spinoza zu Minnelli, von der Literatur zum Tennis, von der Zecke zur Kultur, vom Chanson zum Urknall: Bestand für Deleuze die Aufgabe der Philosophie darin, »Begriffspersonen« zu erschaffen, so kündet dieses Abc von deren weit verzweigtem Eigen-Leben.

Die längst überfällige erste deutsche Ausgabe bietet das vollständige Filmgespräch in Originalsprache mit einer sorgfältigen deutschen Untertitelfassung, die sich die üblichen Verkürzungen programmatisch verbietet, dazu eine von Hanns Zischler und Antonia von Schöning gesprochene Voice-over-Fassung, die der eigenen Dynamik dieses philosophischen ›Sprechgesangs‹ nachspürt.

Extras

Ausführliches Booklet: Interviews mit Claire Parnet und Pierre-André Boutang sowie ein kleines Abc mit zahlreichen Querverweisen und Verlinkungen zwischen dem ABÉCÉDAIRE und den Schriften von Deleuze. Eine Fundgrube.

Inhaltsübersicht

DVD 1 / A-F 145 Min.
Animal / Tier • Boisson / Alkohol • Culture / Kultur • Désir / Wunsch • Enfance / Kindheit • Fidélité / Treue

DVD 2 / G-M 162 Min.
Gauche / Die Linke • Histoire de la philosophie / Geschichte der Philosophie • Idee • Joie / Freude • Kant • Littérature / Literatur • Maladie / Krankheit

DVD 3 / N-Z 146 Min.
Neurologie • Oper • Professor • Question / Frage • Résistance / Widerstand • Style / Stil • Tennis • Un / Das Eine • Voyages / Reisen • Wittgenstein • XY Unbekannt • Zigzag / Zickzack

Credits
Herausgeber: Valeska Bertoncini, Martin Weinmann
Kamera: Alain Thiollet
Regie: Pierre-André Boutang
Schnitt: Nedjma Scialom
Ton: Jean Maini
Weitere Ergebnisse der Personensuche: Gilles Deleuze, Claire Parnet

Produktion: SODAPERAGE, Guy Seligmann
Produktionsland: F
Produktionsjahr: 1988-89/1996
Pressestimmen

»Stil gibt es, wenn die Wörter einen Blitz erzeugen, der von den einen zu den anderen überspringt, auch zu weitab liegenden.«
- Gilles Deleuze

»Die Botschaft ist klar: Wer sich lieber von billigen, ereignisreichen Bilder hineinreißen lässt, der hat hier nichts zu suchen. Und doch gibt es in diesem Film etwas Zauberhaftes: den Charme eines außergewöhnlichen Geistes, den Reiz der lebendigen Intelligenz, alles im leichtbeschwingten Tempo eines Gesprächs. Ergebnis: Das, was in Deleuzes philosophischen Schriften zwangsweise nüchtern und unpersönlich daherkommt, das liegt hier förmlich in der Luft. Im Film lässt sich ein Stil, eine Deleuz’sche Färbung spüren. … Für Kenner gibt dieser Charme seinem akademischen Werk eine neue Einheit, für Laien macht er die Philosophie greifbar und leibhaftig, kurz: interessant wie es nur eine Person sein kann. … Zum Hineinschnuppern in diese erfrischend vielseitige Kultur lädt übrigens auch das mit vielen Zitaten, Bildern und Verzeichnissen gelungene Booklet von Valeska Bertoncini ein.« – LINE SORYANO, titel-magazin.de

»Ein Wetterleuchten hat sich ereignet, das den Namen Deleuze tragen wird: Ein neues Denken ist möglich … Es ist da, springend, tanzend, vor unseren Augen, mitten unter uns … Eines Tages wird das Zeitalter vielleicht deleuzianisch sein.«
- Michel Foucault

»Ja, wir alle haben die Philosophie geliebt, wer würde das leugnen? Aber Deleuze, er hat es selbst gesagt, war derjenige, der sie in dieser ‘Generation’ am fröhlichsten und unschuldigsten getrieben hat.«
- Jacques Derrida

»Deleuze hat durch seinen lebenslang geübten und endlich unverwechselbaren Stil vibrierender Nuchternheit, den man nur literarisch nennen kann, jeden Begriff, mit dem sein Denken in Berührung gekommen ist, in Bewegung versetzt und zum Leben einer selbständigen ,Begriffsperson‘ erweckt.«
- Martin Stingelin in der FAZ

»Mit der Fertilität seines Denkens wirkt Deleuze nie einschüchternd, sondern ansteckend.«
- Mirjam Schaub

»Es war magisch, fast so, als wären wir einige Jahrhunderte zurückversetzt worden, um mit Sokrates zu sprechen.«
- Pierre-André Boutang, 1995 über die Dreharbeiten zum ABÉCÉDAIRE

»Seine Vorstellung vom ABÉCÉDAIRE war: Von seinem Wissen als Philosoph ausgehen, um Fernsehbilder zu erzeugen – und nicht umgekehrt. Das sollte Gemeingut werden. Leute, die ihm begegneten, sollten sich beim Zusehen sagen: Sieh an, da haben wir jemanden, der das nicht für selbstverständlich nimmt, was man für gewöhnlich als selbstverständlich ansieht. Und weiter: Das ist also Philosophie? Etwas, das sich nicht von selbst versteht? Und dann noch: Was hat es mit dieser strikten Trennung von Anekdote und Denken auf sich, mit dieser Art, in Sprüngen und Verzweigungen zu denken? Dann ist die Philosophie gar nicht so eine abstrakte Sache wie die Moral? Dann ist die Philosophie tätige Erfahrung, ein work in progress?«
- Claire Parnet, 1997

»Fernsehen und Philosophie stehen meist im Widerspruch zueinander, spätestens dann, wenn der Talk zur Show wird. Dieses Dokument von Gilles Deleuze hingegen, im Dialog erschaffen mit seiner Schülerin Claire Parnet, ist ein Wunderwerk, bei dem sich die verwegensten Impulse zu einem herrlichen Gedankenturm schichten. Schade plötzlich, dass es das Fernsehen nicht schon zu Platons Zeiten gab.«
- Literaturen 02/2010

»Nun geben uns drei DVDs (mit einem preisverdächtigen deutschen VoiceOver) die Möglichkeit, Deleuze sozusagen live zu erleben.«
- SKUG 01-03/2010

»Und dieses ABÉCÉDAIRE, diese bewegt-bewegende Fibel entpuppt sich tatsächlich als das: als Einstieg in das (Wieder-)Lesen von Deleuze, als audio-visuelles Lernbuch für Deleuze-Anfänger und Fortgeschrittene, das in erstaunlicher Klarheit die wesentlichen Begriffe, oder mit einem Deleuze’schen Neologismus: die Begriffspersonen des französischen Poststrukturalisten zu neuem Leben erweckt. … Die von Valeska Bertoncini und Martin Weinmann besorgte erste deutsche Edition verfügt zudem über ein deleuzianisch-rhizomatisch angelegtes Booklet mit zahlreichen Querverweisen und Vernetzungen, die, mit der entsprechenden Ernsthaftigkeit verfolgt, womöglich ein ganzes Hochschulstudium ersetzen könnten.«
- SCREENSHOT –Texte zum Film, Februar 2010

»Wie weit der Horizont dieses Ausnahmephilosophen gesteckt war, zeigt besonders schön der Interviewfilm ABECEDAIRE, der nun endlich auch auf deutsch und auf DVD vorliegt. … Zusammen mit dem exzellenten und umfangreichen Booklet ist diese DVD-Box ein regelrechtes Wellness-Paket für den eigenen Intellekt; Entschlackung und Fitnesstraining inklusive.« Filmbulletin Johannes Binotto 12-2009

»Spielerisch sollte man auch mit den drei DVDs hantieren. Man muss nicht jeden Gedanken nachvollziehen können, und auch wenn man mit den Texten Deleuzes nicht vertraut ist, wird das Gespräch zu keinem Moment langweilig. Ein- und wieder aussteigen lässt sich an jeder Stelle. Französischkenntnisse braucht es nicht, um dem Geschehen zu folgen, der Text ist von der Herausgeberin sorgfältig ins Deutsche übertragen worden. Hanns Zischler trifft den Sprachduktus Deleuzes, ohne ihn imitieren zu wollen, und führt vor, wie man Gespräche synchronisieren sollte; eine Übertragung, die nicht nur eine simultane Übersetzung ist, sondern auf einer schauspielerischen Arbeit mit dem Originaltext basiert.«
- RAY 03/2010

»Hanns Zischler als deutsche Synchronstimme, der das Mündliche, das Tastende dieses Interviews bewahrt. Dieses ABC macht den Einstieg ins Alphabet von Gilles Deleuze leicht – und erklärt, warum seine Vorlesungen immer voll waren. Es macht Spaß, ihm zuzuhören.« Kulturnachrichten B5 22.11.09

»Es gibt Pausen im Abécédaire, aber Leerlauf gibt es nicht. Das ganze Gespräch, die siebeneinhalb Stunden, sind im besten Sinne konzentriert … Die Unterbrechungen alle zehn Minuten, die Weißblenden, das Klatschen des Tonmanns, das Innehalten und Neuanfangen geben dem Film etwas von einem Musikstück. Das Abécédaire ist eine Komposition in Gedanken.«
Ekkehard Knörer, Taz, 14.1.2010

»Ein Interview von 7 Stunden und 33 Minuten Länge, das so gut wie nur den Interviewten zeigt? Wird das nicht eintönig werden? Nicht, wenn der Interviewte Gilles Deleuze ist! Und wenn man sich den Marathon in mehreren Blöcken statt in einer Sitzung zu Gemüte führt. Schließlich wurde das Ganze ja auch in mehreren Blöcken aufgenommen. Es seien drei Drehtage gewesen, so Claire Parnet in dem schmucken und anregenden Beiheft. … Es ist ein in Verschachtelungen, Wucherungen und Querverbindungen zirkulierendes Denken, das, in dieser Form präsentiert, eine hervorragende Ergänzung zu seinen Schriften abgibt.« DIE BRÜCKE 01-2011

3 DVDs
im Digipack mit Booklet

nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 957
ISBN: 978-3-89848-957-7
EAN: 978-3-89848-957-7
FSK: Infoprogramm

Länge: 453
Bild: PAL, Farbe, 4:3
Ton: Mono
Sprache: Französisch OV, dt. Voice over-Fassung (Sprecher: Hanns Zischler, Antonia von Schöning)
Untertitel: deutsche Untertitel
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument


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