Filmarchiv | 1918 Aufstand der Matrosen
1918 Aufstand der Matrosen
Regie: Jens Becker
Die Geschichte des Kieler Matrosenaufstands am Ende des Ersten Weltkriegs: Diese revolutionäre Bewegung im November 1918 führte zum Sturz der Monarchie sowie zum Ende des Ersten Weltkriegs.
Die Heizer des Kriegsschiffes „SMS König“ löschen in den letzten Tagen des Ersten Weltkrieges
auf hoher See das Feuer in den Kesseln. Sie retten damit ihr Leben vor einem sinnlosen Opfertod und setzten ein anderes Feuer in Gang – das der Revolution. Im Zentrum stehen der Matrose Karl Artelt, seine Verlobte Helene sowie deren Bruder August. Karl ist ein charismatischer, revolutionärer Geist, der sich an die Spitze der aufständischen Matrosen stellt. Helene teilt seine radikalen Ansichten aus Liebe. Der neue Gouverneur von Kiel, Admiral Wilhelm Souchon, entscheidet sich gegen ein Blutvergießen. Er will die Krise durch Verhandlungen lösen. Die aus Kiel in die Heimat abreisenden Matrosen tragen den Funken der Revolution ins ganze Reich – die Novemberrevolution beginnt…
Der Film verwebt Spielhandlung mit historischem Bildmaterial aus Kiel, Berichten von Zeitzeugen und Interviews mit Björn Engholm, Sahra Wagenknecht sowie Flotillenadmiral Kay-Achim Schönbach zur Bedeutung der Ereignisse für den Beginn der deutschen Demokratie.
Interview mit Autor und Regisseur Jens Becker
Warum ist dieser Film genau jetzt wichtig?
Der 9. November ist ein Schicksalsdatum in der deutschen Geschichte, aber er wird nur selten in Verbindung gebracht mit dem Jahr 1918. An diesem 9. November dankte Kaiser Wilhelm II. ab, an diesem Tag liegt die Geburtsstunde der ersten deutschen Demokratie. Seltsam, wie verblasst dieses Ereignis im kollektiven Bewusstsein ist, obwohl es doch so prägend war für unsere neuere Geschichte. Das Dokudrama 1918. AUFSTAND DER MATROSEN will das ändern und seine Beteiligten würdigen – zum 100. Jahrestag der Novemberrevolution am 9. November 2018.
Während der über zweijährigen Entwicklungszeit des Films hat sich das Deutschland der Gegenwart sehr verändert. Die aufgeheizte Diskussion über die Flüchtlinge, die zunehmende Polarisierung unserer Gesellschaft – politisch und sozial, plötzlich aufflammender Hass auf Andersdenkende, der Erfolg populistischer Politiker – das alles lässt sich in Verbindung bringen mit dem Thema dieses Films. Letzten Endes geht es um den Wert der Demokratie. 1918. AUFSTAND DER MATROSEN erzählt von der Generation unserer Urgroßväter und Urgroßmütter, die für die Demokratie ihr Leben riskiert haben. Sie haben darin einen Wert gesehen, der uns heute so selbstverständlich erscheint, dass er uns wieder verloren gehen kann. Insofern mahnt uns der Blick in die Geschichte, dieses Geschenk der vorigen Generationen zu schätzen und zu bewahren. Das Sendedatum des Films kurz vor dem 9. November 2018 herum ist der richtige Zeitpunkt, um diese Brücke zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart zu schlagen. Ein Grund zum Feiern eigentlich oder wenigstens zum Besinnen.
Wie haben Sie die Protagonisten ausgewählt?
Einige der Figuren sind reale historische Persönlichkeiten, wie Karl Artelt, Admiral Wilhelm Souchon und Gustav Noske. Das Drehbuch hält sich in ihrer Gestaltung an historische Fakten, nimmt sich aber die Freiheit der Interpretation. Wir wollen zeigen, was sie bewegt hat, warum sie so und nicht anders gehandelt haben.
Andere Figuren sind rein fiktiv, wie Helene und August. Mit Helene steht bewusst eine Frauenfigur im Zentrum. Geschichte wurde bis dahin fast ausschließlich von Männern gemacht und von Frauen ertragen. Doch während des Ersten Weltkrieges bekam die Emanzipation von Frauen einen enormen Schub, weil die Abwesenheit der Männer an der Front ihnen die Chance gab, aus ihren tradierten Rollen auszubrechen. Bewusst ist die Rolle der Helene daher sehr emanzipiert gestaltet, weil sie den Männern auf Augenhöhe begegnen will. August ist der erfundene Antipode zu Karl, ein ehrlicher Sozialdemokrat im ideologischen Zwiespalt zwischen dem verräterischen Gustav Noske und dem radikalen Karl Artelt.
Wir verhehlen unsere Sympathie für die revolutionären Matrosen nicht, wollen aber die Antagonisten der Geschichte, wie Admiral Souchon und Gustav Noske als Figuren nicht verraten, sondern sie verstehen.
Sie erzählen die Geschichte des Kieler Matrosenaufstands als Dokudrama. Weshalb dieses Genre?
Als Genre ist ein Dokudrama dafür bestens geeignet. Die Dokumentarebene lässt den Zeitgeist lebendig werden und gibt den Zuschauern historische Orientierung. Die Spielfilmebene zeigt Menschen in außergewöhnlichen Situationen, in denen sie weitreichende Entscheidungen treffen. Wir nehmen an ihren Konflikten emotionalen Anteil, identifizieren oder distanzieren uns.
Die Spielfilmhandlung funktioniert in sich auch ohne die dokumentare Ebene, weil sie einen konsequenten dramaturgischen Bogen spannt, der die Figuren dabei begleitet, wie sie in den Strudel der Revolution gezogen werden, wie deren Moral auf den Prüfstand gestellt wird, wie sie alle in Dilemmata geraten.
Wichtig ist, dass wir nicht als Besserwisser der Geschichte auf sie blicken. Wir wissen heute vom Scheitern der Weimarer Republik, vom Dunkel der Nazizeit und der deutschen Teilung – die Figuren wissen das alles nicht. Sie handeln aus nur ihrer Gegenwart heraus, nach ihren inneren Überzeugungen und verbunden mit Hoffnungen, von denen sich viele nicht erfüllen werden. Auch wenn die Figuren für verschiedene politische Standpunkte stehen, so sind sie doch Individuen mit differenzierten Charaktereigenschaften.
Mit welchen Quellen haben Sie gearbeitet?
Es gibt natürlich keine Zeitzeugen mehr, die wir heute zum Matrosenaufstand interviewen könnten und die überlieferten Zeitzeugenberichte sind ästhetisch sehr divergierend. Es sind Tagebücher und Briefe, Tonbandprotokolle, Film- und Fernsehinterviews, oft fragmentarisch und in unterschiedlicher Qualität. Was sie wertvoll und spannend macht, ist ihre starke subjektive Kraft. Menschen erzählen in einfachen Worten von unglaublichen Situationen, sprechen über ihre Gefühle, Hoffnungen und Ängste. Sie haben alle eine hohe Emotionalität, sie machen die Licht- und Schattenseiten der Revolution menschlich erfahrbar. Um ihnen eine gemeinsame und ästhetisch starke Form zu geben, sprechen Schauspieler diese ausgewählten Zitate direkt in die Kamera.
Dokumentarische Filmaufnahmen aus der Zeit sind immer wieder eingebettet in die Spielfilmhandlung, um beide Elemente fließend zu verbinden. Historische Postkarten von Kiel haben wir als Establishing Shots genutzt und private Fotos, die zu einem großen Teil neu und aufwändig recherchiert sind, geben uns beeindruckende Abbilder von den entschlossenen Gesichtern der Protagonisten von 1918.
Jens Becker | Buch und Regie
Jens Becker (1963) ist Regisseur, Autor und Dramaturg. Der Berliner studierte von 1986 bis 1991 Regie an der HFF „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. In dieser Zeit realisierte er bereits zwölf Kurzfilme, für die er die Drehbücher schrieb und Regie führte. Sein Diplomfilm „Grönland“ wurde zum Studenten-Oscar 1991 eingereicht.
Seit 1992 ist Jens Becker als freischaffender Autor und Regisseur tätig. Er realisierte rund 60 Drehbücher, Spiel- und Dokumentarfilme für Kino und Fernsehen. Seine Arbeiten wurden mit renommierten Preisen geehrt. So erhielt Jens Becker für die Komödie „Adamski“ (1993, Buch und Regie) den Förderpreis der Jury beim „Max-Ophüls-Preis“ und den Förderpreis beim „Kunstpreis Berlin“ der Akademie der Künste. Sein Film „Wie aus heiterem Himmel“ (Regie) wurde 1999 zum „Prix Europa“ nominiert. Der Kino-Dokumentarfilm „Henker – Der Tod hat ein Gesicht“ (Buch zusammen mit Gunnar Dedio, Regie) erhielt 2001 eine Nominierung zum „Willy-Brandt-Preis“ und das Prädikat „Wertvoll“ der Deutschen Film- und Medienbewertung FBW. „Die Kerzen von Erfurt“ (Buch und Regie) wurde 2003 mit dem Journalistenpreis Thüringen ausgezeichnet. Die Reihe „20 x Brandenburg“, für die Jens Becker die Folge „Die Spreewaldgräfin“ realisierte, gewann 2011 den Adolf-Grimme-Preis. 2015 kam sein Dokudrama „Erich Mielke – Meister der Angst“ in die deutschen Kinos. Der von der Kritik hochgelobte Film lief mehrfach im Ersten und bei verschiedenen ARD-Sendern.
Neben seiner Tätigkeit als Filmemacher hat sich Jens Becker auch als Sachbuchautor einen Namen gemacht. 2002 erschien das Interviewbuch „Die letzten Henker“, 2005 folgte „Kurzschluss“ über den Amoklauf von Erfurt. Für „Kinder, Kunst und Kino“ (2009) schrieb er das Kapitel „Dramaturgie“. Mit „Figuren und Charaktere“ legte er 2012 eine Arbeits-DVD für Autoren vor, die er im „Drehbuch-Tool Enneagramm 2.0“ (2014) weiterführte, das auf Deutsch und Englisch erschien.
Seit 1992 ist Jens Becker Mitglied im Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD). 1993/94 war er Meisterschüler bei Wim Wenders an der Akademie der Künste. Von 1998 bis 2000 hatte er einen Lehrauftrag für Drehbuch an der Humboldt-Universität Berlin. Seit 2004 ist er Professor für Drehbuch an der Filmuniversität „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Neben seiner Professur gibt Jens Becker regelmäßig Workshops zu Drehbuch und Regie. Er war in diversen Auswahlgremien und Jurys tätig, so für das Filmkunstfest Schwerin, den Babelsberg Medienpreis oder das Interfilm Festival. Aktuell ist er zudem Mitglied in der Jury des „Deutschen Drehbuchpreises“.
Karl Artelt (reale Figur) | Lucas Prisor
Karl Artelt führte zusammen mit Lothar Popp den Kieler Matrosenaufstand im November 1918 an. Er formulierte politische Forderungen und gründete am 4. November 1918 den ersten Soldatenrat. Als dessen Repräsentant wurde er von Kiels Gouverneur Wilhelm Souchon zu Verhandlungen gebeten. Mit einer roten Fahne am Auto fuhr er zur Marinestation Ostsee. Karl Artelt sorgte durch persönlichen Einsatz dafür, dass Truppen, die den Aufstand niederschlagen sollten, entweder umkehrten oder sich der Bewegung anschlossen. Am 10. Dezember 1918 wurde er Nachfolger Lothar Popps als Vorsitzender des Obersten Soldatenrats. In der NS-Zeit wurde Karl Artelt mehrfach verhaftet und stand unter Aufsicht der Gestapo. Er überlebte und wurde in der DDR Parteifunktionär.
Lucas Prisor (1983) wirkte bereits in seiner Kindheit und Jugend bei Straßen- und Schultheater mit, sowie bei interkulturellen Theaterprojekten zwischen Deutschland und Marokko. Sein Schauspielstudium absolvierte er an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig. Während dieser Zeit trat er am Centraltheater Leipzig auf. 2009 holte ihn Martin Wuttke für „Das abenteuerliche Herz: Droge und Rausch“ an das Berliner Ensemble, wo er von 2009 bis 2011 festes Mitglied war. Es folgten erste Hauptrollen sowie Arbeiten mit den Regisseuren Peter Stein, Robert Wilson, Thomas Langhoff und Manfred Karge.
Seit 2008 steht Lucas Prisor für Film und Fernsehen vor der Kamera. Er spielte unter anderem im Tatort Leipzig und SOKO Stuttgart, sowie 2013 in dem ZDF-Zweiteiler „Die Pilgerin“ (Regie: Philipp Kadelbach) an der Seite von Josefine Preuß, Jacob Matschenz und Volker Bruch. Seine erste Hauptrolle folgte im September 2013 für den Sat.1-Spielfilm „Mein Lover, sein Vater und ich!“ (Regie: Holger Haase).
Seine erste Kinorolle bekam er 2012 durch den französischen Filmregisseur François Ozon in dem Film „Jung und Schön“ an der Seite von Marine Vacth und Charlotte Rampling. Im Mai 2013 lief der Film im Wettbewerb der Internationalen Filmfestspiele in Cannes. Im gleichen Jahr spielte er in Volker Schlöndorfs „Diplomatie“ in Paris. 2014 folgten Dreharbeiten in Norwegen („Unterm Eis“, Regie: Jörg Grünler) neben David Rott und Henry Hübchen, sowie in Prag für den ARD-Zweiteiler „Himmelsleiter“ unter der Regie von Carlo Rola neben Axel Prahl und Christiane Paul. 2015 spielte er im Psychothriller „Oh…“ an der Seite von Isabelle Huppert und Christian Berkel (Regie: Paul Verhoeven). Der Film lief im Wettbewerb von Cannes, er gewann zwei Golden Globes und wurde für den Oscar nominiert.
Helene Hartung (fiktive Figur) | Henriette Confurius
Helene Hartung ist mit Karl Artelt verlobt. Sie arbeitet als Verkäuferin in der „Conditorei Kaiser“. Sie ist mutig, tatkräftig, emanzipiert und hat ein starkes Empfinden für Gerechtigkeit. Sie ist stolz auf ihren Verlobten Karl; während des Aufstands steht sie an seiner Seite.
Henriette Confurius (1991) stand bereits als Achtjährige das erste Mal vor der Kamera. Sie war in dem Fernsehfilm „Frauen, die Prosecco trinken“ (2001, Regie: Ulrich König) sowie in „Mein erstes Wunder“ (2002, Regie: Anne Wild) zu sehen.
Es folgten rasch größere Produktionen: In „Der Novembermann“ (2007, Regie: Jobst Christian Oetzmann) spielte sie an der Seite von Götz George und Burghart Klaußner. Im ZDF-Dreiteiler „Die Wölfe“ (2009, Friedemann Fromm) über die Geschichte einer Berliner Jugendbande zur Zeit der Berlin Blockade verkörperte sie im ersten Teil das Mädchen Lotte. Für diese Rolle wurde sie mit dem Deutschen Förderpreis ausgezeichnet. Unter der Regie von Julie Delpy wirkte sie 2009 in dem deutsch-französischen Historienfilm „Die Gräfin“ mit. Zu ihren Spielpartnern zählten William Hurt und Daniel Brühl. In Dominik Grafs Film „Die geliebten Schwestern“, der bei Internationalen Filmfestspielen in Berlin uraufgeführt wurde, spielte sie Charlotte von Lengefeld, die mit ihrer Schwester Caroline (Hannah Herzsprung) eine Dreiecksbeziehung mit dem Dichter Friedrich Schiller (Florian Stetter) führte.
Ihren großen Durchbruch erlebte Henriette Confurius in der Rolle der Anna von Striesow in der sechsteiligen ZDF-Reihe „Tannbach – Schicksal eines Dorfes“ (2015, Regie: Alexander Dierbach), für die sie den Bambi in der Kategorie „Schauspielerin national“ erhielt. An der Seite von Frederick Lau und Moritz Bleibtreu spielte sie die Rolle der Sophie in der Neuverfilmung des Märchens „Das kalte Herz“ (2016, Regie: Johannes Naber) und in „Rübezahls Schatz (2017, Regie: Stefan Bühling) die Magd Rosa an der Seite von Sabin Tambrea in der Titelrolle.
August Hartung (fiktive Figur) | Alexander Finkenwirth
Helenes Bruder ist als Buchhalter in der Germania-Werft beschäftigt. Als Mitglied der MSPD engagiert er sich politisch. August Hartung ist gebildet und ordnungsliebend; er fühlt sich als Beschützer seiner Schwester Helene. In der Zeit des Umbruchs am Ende des Ersten Weltkriegs sucht er gesellschaftliche Orientierung und seinen Platz zwischen seiner Herkunft aus dem Milieu der Arbeiter und der Möglichkeit, als Angestellter gesellschaftlich aufzusteigen.
Alexander Finkenwirth (1986) studierte von 2009 bis 2013 Schauspiel an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam-Babelsberg. Schon während seiner Studienzeit stand er am Hans Otto Theater in den Produktionen „Parzival“ (Regie: Isabel Osthues) und „Die Räuber“ (Regie: Wulf Twiehaus) auf der Bühne. Ab der Spielzeit 2012/13 gehörte er fest zum Potsdamer Ensemble und spielte unter anderem die Hauptrolle des Wiggo Ritter in der Uraufführung „Der Eisvogel“ von Uwe Tellkamp (Regie: Stefan Otteni), den Torquato Tasso in Goethes gleichnamigen Künstlerdrama (Regie: Tina Engel) und „Hamlet“ von William Shakespeare (Regie: Alexander Nerlich).
Seit 2011 arbeitet Alexander Finkenwirth regelmäßig auch für Film und Fernsehen. Für eine seiner ersten Rollen als Stefan in dem Kinofilm „Totale Stille“ (2013, Regie: Zarah Ziadi) erhielt er eine Nominierung für den Max-Ophüls-Preis als bester Nachwuchsschauspieler. Im Tatort „Borowski und der Himmel über Kiel“ (2015, Regie: Christian Schwochow) spielte er einen drogenabhängigen Tatverdächtigen. Im Polizeiruf 110 „Der Preis der Freiheit“ (2016, Regie: Stephan Rick) verkörperte er den Ukrainer Anton Shevshenko, der für einen Autoschieberring arbeitet. Im Psychothriller „Neben der Spur – Todeswunsch“ (2016, Regie: Thomas Berger) mit Ulrich Noethen in der Hauptrolle spielte er Sexualstraftäter Leo Barreis.
Gustav Noske (reale Figur) | Rainer Reiners
Gustav Noske wurde 1868 in Brandenburg an der Havel geboren. Er arbeitete zunächst als Journalist und wirkte von 1902 bis 1918 als Chefredakteur der „Volksstimme“ in Chemnitz. Er war Mitglied der MSPD, Reichstagsabgeordneter und der erste sozialdemokratische Minister der deutschen Geschichte, zuständig für das Militär. Gustav Noske spielte während der Novemberrevolution und den nachfolgenden sozialen und politischen Auseinandersetzungen der Jahre 1918 bis 1920 eine zentrale Rolle. Bei Ausbruch des Kieler Matrosenaufstands schickte ihn die Regierung des Prinzen Max von Baden nach Kiel, um den Aufstand beizulegen. Der charismatische Politiker galt als guter Redner, skrupelloser Karrierist, Parteisoldat, raffinierter Taktiker und politischer Spieler.
Rainer Reiners (1959) absolvierte seine Schauspielausbildung an der privaten Schauspielschule „Etage“ in Berlin. An der Berliner Tribüne stand er für zahlreiche Stücke auf der Bühne, unter anderem in „Geliebte Aphrodite“, Neil Simons „Brooklyn Memoiren“, „Tartuffe“ von Molière oder in „Ladies Night“ von Stephen Sinclair. Zahlreiche Fernsehauftritte folgten: Regelmäßig übernimmt Rainer Reiners Rollen in der SOKO-Reihe des ZDF, im Polizeiruf 110 und im Tatort sowie zahlreichen TV-Movies und Reihen, wie „Weissensee“ (2017, Regie: Friedemann Fromm) oder „Ella Schön“ (2017, Regie: Maurice Hübner). Auch in internationalen Film- und TV-Produktionen ist Rainer Reiners zu sehen, u.a. in „The Grand Budapest Hotel“ (2014, Regie: Wes Anderson), „Bridge of Spies“ (2015,
Regie: Steven Spielberg), „Unfinished Business“ (2015, Regie: Ken Scott) und in „Homeland“, Folge „All About Allison“ (2015, Regie: Daniel Attias).
Wilhelm Souchon (reale Figur) | Ernst Stötzner
Wilhelm Souchon wurde 1864 in Leipzig geboren. Im Ersten Weltkrieg war Vizeadmiral der kaiserlichen Marine und ein hochdekorierter Kriegsheld. Im Oktober 1918 wurde er zum Chef der Marinestation der Ostsee sowie zum Gouverneur von Kiel ernannt. Im Kieler Matrosenaufstand spielte Souchon eine zentrale Rolle. Der Kieler Gouverneur zeigte Verantwortungsbewusstsein; rücksichtslose Gewaltanwendung hätte den Aufstand nicht mehr unterdrücken können. Daher sah sich Souchon gezwungen, mit Karl Artelt und weiteren Vertretern der Kieler Soldatenräte zu verhandeln und die inhaftierten Matrosen freizulassen. Der Reichstagsabgeordnete Gustav Noske, der noch am Abend des 4. November in Kiel eingetroffen war, löste Admiral Souchon am 7. November als Gouverneur von Kiel ab.
Ernst Stötzner (1952) absolvierte seine Schauspielausbildung in Frankfurt an der Staatlichen Schauspielschule. Nach dem Studium fand er seine künstlerische Heimat an der Berliner Schaubühne, wo er mit Regisseuren wie Peter Stein, Luc Bondy oder Klaus Michael Grüber zusammen arbeitete. Von 2006 bis 2010 war er Ensemblemitglied am Deutschen Theater Berlin. Für seine Interpretation des Puck in Shakespeares „Sommernachtstraum“ (Regie: Jürgen Gosch) wurde er mit dem Gertrud-Eysoldt-Ring 2007 ausgezeichnet. 2008 spielte er am Berliner Ensemble die Titelrolle in „Richard III“ (Regie: Claus Peymann). Mit Ende der Spielzeit 2009/2010 kehrte er an die Schaubühne zurück.
Seit Ende der achtziger Jahre ist Ernst Stötzner auch als Regisseur tätig, u. a. an der Berliner Schaubühne, am Maxim Gorki Theater, am Nationaltheater Mannheim sowie an den Schauspielhäusern Zürich und Bochum. Neben seiner Theaterarbeit spielt er immer wieder in Film- und Fernsehproduktionen, u. a. in „Spinnennetz“ von Bernhard Wicki (1989), in „Underground“ von Emir Kusturica (1995), in „Was bleibt“ von Hans-Christian Schmid (2012), in „Frantz“ von François Ozon (2016), in „Charity“ (2017) oder in „Berlin Babylon“ (2017). Seit 2014 wirkt er in der Krimi-Reihe „Helen Dorn“ mit. Er ist zudem regelmäßig im Tatort zu sehen.
- Extras
1 Entfallene Szenen 5:01
2 Making-of 1 3:05
3 Making-of 2 3:41
4 Interviews Lucas Prisor, Henriette Confurius 2:14- Inhaltsübersicht
Meuterei vor Wilhelmshaven
Vorahnungen in Kiel
Aufruf zum Aufstand
Bewaffneter Aufstand
Die Rolle der Frauen
Schüsse vor dem Café Kaiser
Die Matrosen erobern Kiel
Verhandlungen mit Admiral Souchon
Gustav Noske mischt sich ein
Der Kampf um die Macht
Der rote Flächenbrand
Gustav Noskes letzter Trumpf
Eine neue Zeit bricht an- Credits
-
Buch: Jens Becker
Darsteller: Lucas Prisor, Henriette Confurius, Alexander Finkenwirth, Rainer Reiners, Ernst Stötzner
Kamera: Jürgen Rehberg, Yoliswa von Dallwitz,
Regie: Jens Becker
Schnitt: Angela Tippel
Produktion: Michael Eckelt Riva Film
Produktionsland: D
Produktionsjahr: 2018
- Pressestimmen
“Fanal der Revolution – ein fesselndes Zeitporträt!” Damals
“Wie konnte das passieren? Die Marine war der Liebling von Kaiser Wilhelm II. – und ausgerechnet Matrosen leiten den Sturz der Monarchie ein. Von ihrem Aufstand in Kiel Anfang November 1918 springt schnell ein revolutionärer Funke auf das Reich über. Die dramatischen Ereignisse zeichnet „1918 Aufstand der Matrosen“ nach. Mit einem Mix aus Originalaufnahmen, Spielfilmszenen und Politikerstatements erinnert der Regisseur Jens Becker an ein lokales Ereignis von historischer Bedeutung.” Stern
“Führt anschaulich vor, welch mutigen Bruch mit dem deutschen Untertanenstaat die Meuterer damals vollzogen.” Berliner Zeitung
“Unterschätzt und fast vergessen: Jens Becker widmet dem Kieler Matrosenaufstand ein überfälliges Gedenken. Der Film vereint Originalaufnahmen durch geschickte Schnitte mit Schauspielsequenzen. Sehenswert!” Geschichte
“Die kleinen Leute sind es, die in diesen letzten Oktober- und ersten Novembertagen den Druck so stark erhöhen, dass am Ende die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. steht und der Waffenstillstand von Compiègne. Ein sehenswerter Film, der die Not und die Entschlossenheit der Kieler Matrosen, die auf das ganze Volk übergreift, lebendig werden lässt.” Neue Osnabrücker Zeitung
“Unterhaltsamkeit und Wissensvermittlung werden durch die kluge Montage ungewöhnlich stimmig zusammengeführt.” Film-Dienst
“Der Aufstand steht exemplarisch für die Kraft, die aus der Verzweifelung über Unterdrückung erwachsen kann, und den Konflikt zwischen Mut zum Risiko und dem Versuch einer vorsichtigen Veränderung der Verhältnisse.” Frankfurter Rundschau
“Emotionales Dokudrama!” Neue Westfälische Zeitung
- Auszeichnungen
Audience Choice Award
International Ocean Film Festival Kiel, Cinemare 2018Nordische Filmtage Lübeck
nicht mehr lieferbar
Best. Nr.: 7038
ISBN: 978-3-8488-7038-7
EAN: 978-3-8488-7038-7
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