Filmarchiv | Zama
Zama
Regie: Lucrecia Martel
Don Diego de Zama, ein in Südamerika geborener Offizier der spanischen Krone, sitzt in einem Provinzort an der Küste fest. Sehnlichst erwartet er einen Brief des Königs, der ihm eine Versetzung nach Buenos Aires mitteilen soll, wo er ein neues Leben beginnen möchte. Nichts soll seine gewünschte Versetzung gefährden, was Zama dazu zwingt, jede Anweisung untertänigst zu befolgen, die ihm von den zuständigen Gouverneuren zugetragen wird. Doch während die Gouverneure kommen und gehen, bleibt der ersehnte Brief des Königs aus. Nach Jahren des vergeblichen Wartens beschließt Zama, sich einer Gruppe von Soldaten anzuschließen, die einen gefährlichen Banditen jagen.
REGIENOTIZ
Ich möchte die Vergangenheit mit der gleichen Respektlosigkeit erkunden, mit der wir sonst über die Zukunft nachdenken. Ich möchte versuchen, nicht die einschlägigen Artefakte und Tatsachen zu dokumentieren – ZAMA hegt so gesehen keinerlei geschichtswissenschaftliche Ansprüche – stattdessen möchte ich in eine Welt eintauchen, die auch heute noch unüberschaubar wirkt, mit Tieren, Pflanzen und uns heute unverständlich erscheinenden Frauen und Männern. Eine Welt, die bereits erschüttert war, bevor sie überhaupt gefunden wurde und die deswegen im Delirium verharrt.
Die Vergangenheit ist auf unserem Kontinent etwas Unscharfes und Konfuses. Wir haben sie so erschaffen, deshalb denken wir nicht nach über die Besitznahme von Land, über das Raubgut, auf dem der lateinamerikanische Abgrund fußt – Dinge, mit denen die Herkunft unserer Identität verknüpft ist. Sobald wir anfangen, in die Vergangenheit zu blicken, sind wir beschämt.
ZAMA taucht tief ein in die Zeit der sterblichen Menschen, in diese kurze Existenz, die uns gewährt wird, durch die wir gleiten und uns davor ängstigen zu lieben. Dabei zertrampeln wir genau das, was geliebt werden könnte, und vertagen die wahre Bedeutung des Lebens, als wäre der wichtigste Tag nicht heute, sondern ein Tag, der noch kommt. Und doch wird die gleiche Welt, die dazu bestimmt erscheint, uns zu zerstören, unsere Rettung. Wenn wir gefragt werden, ob wir länger leben wollen, sagen wir immer: ja!
ÜBER DIE REGISSEURIN
Lucrecia Martel wurde in Argentinien in der Provinz Salta geboren und gilt durch ihr einzigartiges Werk als feste Größe in der internationalen Filmcommunity.
ZAMA (2017) ist ihr vierter Spielfilm, zuvor führte sie Regie und schrieb das Drehbuch für LA MUJER SIN CABEZA (2008, Die Frau ohne Kopf), LA NIÑA SANTA (2004, Das heilige Mädchen) and LA CIÉNAGA (2001, Der Morast). Diese Filme sind in Martels Heimatprovinz angesiedelt und zählen als SALTA-TRILOGIE für die internationale Filmkritik zu den Höhepunkten des lateinamerikanischen Kinos nach der Jahrtausendwende.
Martels Filme wurden weltweit auf den wichtigsten Filmfestivals gezeigt, darunter Cannes, Berlin, Venedig, Toronto, New York, Sundance, Rotterdam. Retrospektiven ihres Werkes wurden bei zahlreichen Filmfestivals und in angesehenen Kulturinstitutionen wie dem Tate Museum London oder den Universitäten in Harvard und Berkeley gezeigt. Sie war Mitglied zahlreicher offizieller Festivaljurys, u. a. in Berlin, Cannes, Venedig, Sundance und Rotterdam.
Biographien Cast
DANIEL GIMÉNEZ CACHO (in der Rolle des Don Diego del Zama)
Daniel Giménez Cacho ist ein in Spanien geborener, mit dem Ariel Award ausgezeichneter mexikanischer Schauspieler, der in vielen Filmen der wichtigsten spanischsprachigen Filmregisseure mitwirkte. Dazu zählen Regisseure wie Guillermo Del Toro, Alfonso Cuarón, Jorge Fons und Pedro Almodóvar mit Filmen wie LA MALA EDUCACIÓN (2004) or Y TU MAMÁ TAMBIÉN (2001). THE SUMMIT (Santiago Mitre, 2017) ist seine jüngste Beteiligung an einem argentinischen Film, der in Cannes 2017 Premiere feierte. Giménez Cacho wirkte auch in LA HORA MARCADA mit, einer TV-Produktion unter der Regie von Alfonso Cuarón and Guillermo Del Toro.
LOLA DUEÑAS (in der Rolle der LUCIANA PIÑARES DE LUENGA)
Lola Dueñas ist eine spansiche Schauspielerin, die früh durch ihre Mitwirkung in TV-Serien bekannt wurde (POLICÍAS, EN EL CORAZÓN DE LA CALLE). Bald wechselte sie zum Kino und wurde zu einer festen Größe im Schauspieler*innenensemble von Pedro Almodóvar. Sie spielte in HABLE CON ELLA (2002), VOLVER (2005), YO, TAMBIÉN (2009), LOS ABRAZOS ROTOS (2009) und LOS AMANTES PASAJEROS (2013). Für ihre schauspielerischen Leistungen erhielt sie mehrere Goya Awards und gehört zu den prägnantesten und international angesehensten Schauspielerinnen spanischer Sprache.
MATHEUS NACHTERGAELE (in der Rolle des VICUÑA PORTO)
Matheus Nachtergaele ist ein renommierter und mit vielen Preisen ausgezeichneter brasilianischer Schauspieler. Seit Jahrzehnten arbeitet er in den Bereichen Kino, Theater und Fernsehen, er wirkte in zahlreichen international beachteten Filmproduktionen mit, u. a. FOUR DAYS IN SEPTEMBER (Bruno Barreto, 1997 – Oscar-Nominierung als Best Foreign Language Film 1998), CITY OF GOD (Fernando Meirelles, 2002 – vier Oscar-Nominierungen 2004, u. a. Best Director), CENTRAL STATION (Walter Salles, 1998 – zwei Oscar-Nominierungen 1999, u. a. Best Foreign Language Film) sowie in drei Spielfilmproduktionen von Regisseur Cláudio Assis – MANGO YELLOW (2002), BOG OF BEASTS (2006) und RAT FEVER (2011).
JUAN MINUJÍN (in der Rolle des VENTURA PRIETO)
Juan Minujin wurde in Argentinien geboren und kann auf eine lange Karriere als Theaterschauspieler zurückblicken. Er wirkte in zahlreichen Theaterproduktionen in Buenos Aires mit, sein Portfolio wird durch die gelegentliche Mitarbeit in TVProduktionen ergänzt, wie etwa in der HBO-Produktion EL MARGINAL. Seine erste Kinorolle nahm er in UN AÑO SIN AMOR (Anahi Berneri, 2007) an. Seitdem wirkte er ohne Unterbrechung in über 20 Independent-Produktionen mit, u. a. in EL ABRAZO PARTIDO (Daniel Burman, 2004), 2+2 (Diego Kaplan, 2012) und CORDERO DE DIOS (Lucía Cedrón, 2008). Für diese und weitere Filme erhielt er zahlreiche Preise und Nominierungen.
- Credits
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Darsteller: Daniel Giménez Cacho, Lola Duenas, Matheus Nachtergaele, Juan Minujín
Regie: Lucrecia Martel
Produktionsland: Argentinien/Brasilien/Spanien/Frankreich/Niderlande/Mexiko/Portugal/USA
Produktionsjahr: 2017
- Pressestimmen
“ZAMA spricht die Sprache des Kinos und entfaltet seine Wirkung auf einer rein sensorischen Ebene: mit farbsatten Bildern, die wie romantische Gemälde anmuten.” Kulturmovies
“Verloren im eigenen Reich: In “Zama” zerpflückt die Argentinierin Lucrecia Martel den europäischen Kolonialismus mit verblüffendem Witz und brillanter Unnachgiebigkeit. Ein Film der Woche, der seinesgleichen sucht." Der Spiegel
“Zama ist eine zwiespältige Figur: undurchschaubar, alles andere als ein Sympathieträger, ein Leidender, der vor Gewalt nicht zurückschreckt, Opfer und Täter zugleich.” Profil
“ZAMA, diese Figur, die sich auch Samuel Beckett ausgedacht haben könnte, dringt vor in ein Conrad’sches Herz der Finsternis, das hier in Lateinamerika schlägt. Und wo sich seine Realität auflöst.” Berliner Zeitung
“Menschen, die an einem Ort, an den sie nicht gehören, mit Dingen und Menschen handeln, die ihnen nicht gehören – für dieses Panoptikum findet Lucrecia Martel eine für sie neue Form: virtuos komponierte Totalen. In langen Einstellungen entsteht ein Gefühl für die Weite der Küstenlandschaft, für die Hitze, für die Verlorenheit der Spanier in der Natur. Elektronische Störgeräusche auf der Tonspur wirken wie hyperrealistische Risse.” Die Zeit
“Das Prinzip der Desorientierung gehört zu Martels Markenzeichen. Das Sounddesign nimmt Don Diego auch mit fortschreitender Dauer des Films als eigenmächtiges Subjekt aus dem Spiel.” Berliner Zeitung
“Statt sich an den legendären “Eroberern” und ihren genozidalen Verbrechen abzuarbeiten, verwehrt ihnen Martel vielmehr den Zutritt zu ihrem Film. Radikaler, erfinderischer und vor allem lustiger hat sich das Kino selten gegenüber der Geschichte behauptet." Der Spiegel
“Ein Meisterwerk.” The Guardian
“Der beste Film 2018 bisher.” Vanity Fair
“Berauschend, fesselnd – einer der besten Filme des Jahres.” Rolling Stone
“Das Porträt einer Malaise in Permanenz, in der alle einander gegenseitig dabei unterstützen, dass es so bleibt, wie es ist, obwohl genau das eigentlich keiner der Beteiligten mehr aushält.” Berliner Zeitung
- Auszeichnungen
74. Internationale Filmfestspiele Venedig 2017
36. Filmfest München
Toronto International Film Festival 2017
55. New York Film Fest 2017
nicht mehr lieferbar
Best. Nr.: 7032
ISBN: 978-3-8488-7032-5
EAN: 978-3-8488-7032-5
FSK: 12
Länge: 115
Bild: PAL, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Spanisch
Untertitel: deutsche Untertitel
Regionalcode: codefree
Label: absolut MEDIEN
Reihe: GRANDFILM
Rubrik: Spielfilm
Genre: Historienfilm