Film | DER TOD VON LUDWIG XIV.
DER TOD VON LUDWIG XIV.
Regie: Albert Serra
“Nouvelle-Vague-Ikone Jean-Pierre Léaud spielt den Sonnenkönig: Großartiger als in Albert Serras Kinodrama “Der Tod von Ludwig XIV.” könnten zwei majestätische Figuren kaum aufeinandertreffen – und sterben." Der Spiegel
Leid und Sterben machen auch vor den Mächtigsten, ja Absoluten nicht Halt: Der Sonnenkönig Ludwig XIV. – eine Paraderolle für die Truffaut-Ikone Jean-Pierre Léaud – verspürt im August 1715 nach einem Spaziergang plötzlich Schmerzen im Bein. Die nächsten Tage verbringt er in seiner Kammer, führt die Regierungsgeschäfte bestmöglich weiter und gleitet allmählich seinem Tod entgegen. Ein Historienfilm als Kammerspiel, Opulenz auf engstem Raum, der Totentanz eines Bettlägerigen – während um den Kranken herum schon so eifrig wie eifersüchtig an der Zukunft ohne ihn gebastelt wird.
Vom Regisseur ursprünglich als 15-Tage-live-Installation für die documenta gedacht, erwies sich das Projekt aus Sicherheitsgründen zu teuer. Der Filmdreh mit der Verkürzung der Ereignisse auf knapp 2 Stunden dauerte mit 14 Tagen schließlich fast so lange. Detailgetreu den Memoiren Herzog Saint-Simons entnommen, ist es dennoch keine Geschichtslektion.
CHRONOLOGIE
9. August
Der König kehrt sehr erschöpft von der Jagd in Marly zurück. Am nächsten Tag klagt er über Schmerzen im linken Bein. Sein Arzt, Doktor Fagon, diagnostiziert ein Ischiassyndrom und verschreibt Kampferspiritusumschläge und Eselmilchbäder. In den darauf folgenden Tagen arbeitet der König trotz der Schmerzen weiter, doch die Nächte sind unruhig und er nimmt immer weniger zu sich, baut zusehends ab.
16. August
Während eines Empfangs wirkt der König in der Öffentlichkeit offensichtlich erschöpft. Er verweigert seinen Ärzten, in seinen Gemächern zu bleiben. Am nächsten Morgen erscheint er erholter und gibt eine Audienz, arbeitet sogar. Doch am Abend kommt das Fieber mit doppelter Heftigkeit wieder und Doktor Fagon verbietet dem König, von Versailles nach Paris zu reisen. Seine Krankheit spricht sich am Hofe herum und einige seiner Höflinge wenden sich von ihm ab und beginnen, um die Gunst seines Nachfolgers, des Herzogs von Orleans, zu buhlen.
20. August
Der gesundheitliche Zustand Ludwig XIV. verschlechtert sich plötzlich, doch die königliche Familie lügt gegenüber der Öffentlichkeit und verbreitet Gerüchte über seine Genesung.
21. August
Der König akzeptiert eine gemeinsame Untersuchung durch vier Ärzte der Paris-Sorbonne. Diese bestätigen trotz des hohen Fiebers des Königs und der Entwicklung schwarzer Stellen am Bein Fagons Diagnose. Die Behandlung, welche durch regelmäßige Einläufe ergänzt wird, bleibt folglich wirkungslos.
24. August
Der erste Chirurg des Königs, Georges Mareschal, nimmt am Bein einen Schnitt vor und erklärt dem Regenten daraufhin, dass er eine Form von Gewebsnekrose entwickelt hat, für die eine Amputation des Beins die einzige Hoffnung auf Genesung sei. Der König entscheidet sich gegen die Amputation und beginnt seinen Tod in christlicher Tradition vorzubereiten. Am gleichen Tag bereits legt er
bei seinem Beichtvater Le Tellier die Beichte ab.
25. August
Der 25. August ist der Todestag von Ludwig IX, in Frankreich ein Feiertag zu Ehren von Saint Louis, und der König möchte die Etikette wahren. Er wohnt dem Konzert der Trommeln, Oboen und Violinen bei, das vor seinem Fenster gegeben wird. Zur Vorbereitung seines Testaments empfängt er Madame de Maintenon und seinen Sohn, Duc du Maine, die ihn dazu bringen, ein Kodizill zu unterzeichnen, wonach er dem Duc eine Vollmacht über seinen gesamten zivilen und militärischen Besitz erteilt. Der König empfängt anschließend seine Sterbekommunion und letzte Ölung durch Frankreichs Großkaplan, Cardinal de Rohan, und bittet danach seine Höflinge an sein Bett, um ihm Ehre zu erweisen.
26. August
Ludwig XIV ernennt Maréchal de Villeroy zum Gouvernanten seines Urenkels, dem Thronfolger und späteren König Ludwig XV., welchem er folgende letzte Ratschläge mitgibt: Nicht seine Vorliebe für teure Gebäude zu teilen, mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben und das Leiden seines Volkes zu lindern. Ihm sagte er außerdem folgenden berühmten Satz: „Ich gehe fort, doch der Staat bleibt zurück.“
28. August
Einige Scharlatane behaupten, sie könnten dem König das Leben retten, allen voran Monsieur Brun, der ihm einige Tropfen eines Elixiers verabreicht, das aus dem „Körper eines Tieres“ hergestellt wurde. Sein Heilmittel scheint eine kurze Wirkung zu haben, doch am gleichen Abend breitet sich die Gewebsnekrose weiter aus und der Gesundheitszustand des Königs verschlechtert sich erneut.
30. & 31. August
Der König fällt ins Koma. Die Gewebsnekrose ist bis zur Hüfte hochgewandert und beide Beine sind vollständig schwarz.
01. September
Ludwig XIV. stirbt um 8.15h. Sein Leichnam wird obduziert, danach werden seine Gedärme in einer seiner Kutschen in die Kathedrale von Notre-Dame nach Paris gebracht, begleitet von zwei königlichen Kaplanen. Gemäß seinem letzten Wunsch wird sein Herz daraufhin dem Generaloberen der Jesuiten in der Rue Saint-Antoine überreicht, wo sich auch das von Ludwig XIII. befindet. Der Rest seines Körpers wird einbalsamiert und präsentiert; am 9. September wird er in der Kathedrale von Saint-Denis begraben.
“Einer der ungewöhnlichsten und radikalsten zeitgenössischen Filmemacher!” Film Dienst
ALBERT SERRA
Der 1975 im spanischen Banyoles geborene Albert Serra ist ein katalanischer Regisseur und Künstler. Er verfügt über einen Abschluss in spanischer Philologie und Literaturtheorie und hat Theaterstücke geschrieben und verschiedene Filmarbeiten produziert. Internationale Anerkennung wurde ihm mit seiner Produktion, Honors of the Knights, zuteil, einer freien Adaptation von Don Quijote, die von Laiendarstellern aus seinem Dorf gespielt wurde. Der Film wurde 2006 bei der Directors’ Fortnight in Cannes vorgestellt.
Für seinen zweiten Film, Birdsong, ließ sich Serra von einem traditionellen katalanischen Weihnachtslied inspirieren, El cant dels ocells, und er arbeitete mit der gleichen Gruppe zusammen, um die Geschichte der heiligen drei Könige zu erzählen, die auf ihrer Suche nach dem Jesuskind dem Stern von Bethlehem folgen.
2011 realisierte er auf Einladung des Centre de Cultura Contemporania de Barcelona (CCCB) eine filmische Korrespondenz mit dem argentinischen Regisseur Lisandro Alonso. 2013 bekam er vom Centre Pompidou in Paris eine Carte Blanche für eine Performance. Hierbei entstand die Idee etwas über die letzten Tage des Sonnenkönigs zu machen, in Kollaboration mit dem Schauspieler Jean-Pierre Léaud. Die Performance wurde dann aber nie produziert. Im gleichen Jahr erhielt er den Goldenen Leoparden in Locarno für seinen neuen Film Story of my Death, inspiriert von den Legenden um Dracula und Casanovas Memoiren.
Mit seinem neusten Film, Der Tod von Ludwig XIV. mit Jean- Pierre Léaud in der Hauptrolle des Sonnenkönigs, griff Serra die Idee der Performance wieder auf. Der Film wurde bei der offiziellen Auswahl der Internationalen Filmfestspiele von Cannes 2016 präsentiert und gewann den Jean Vigo Preis.
Filmographie
2006 Honor de Cavalleria / Honor of the Knights (Directors’ Fortnight)
2008 El cant dels ocells / Birdsong (Directors’ Fortnight)
2013 Història de la meva mort / Story of my Death
(Locarno Film Festival, Goldener Leopard )
2016 La Mort de Louis XIV / The Death of Louis XIV
(Cannes Film Festival, Official Selection)
- Inhaltsübersicht
1. Vorspann
2. Ein geschwächter Monarch
3. Angeschlagene Gesundheit
4. Unterschiedliche Heilungsmethoden
5. Scharlatane
6. Nahendes Ende
7. Hochstapler
8. Letzte Sakramente
9. Abspann- Credits
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Darsteller: Jean-Pierre Léaud
Regie: Albert Serra
Produktionsland: ES/F
Produktionsjahr: 2016
- Pressestimmen
“Nouvelle-Vague-Ikone Jean-Pierre Léaud spielt den Sonnenkönig: Großartiger als in Albert Serras Kinodrama “Der Tod von Ludwig XIV.” könnten zwei majestätische Figuren kaum aufeinandertreffen – und sterben." Der Spiegel
»Albert Serra bereichert das Weltkino mit einer neuen Form der Klassikeradaption: große Stoffe zeigen Auflösungserscheinungen in seinen mäandernden, grenznarrativen Filmen.« cargo
“„Der Tod von Ludwig XIV.“ ist in seiner Eleganz und Subtilität ein Meisterwerk.” Abendzeitung
“Albert Serras großartiger Film “Der Tod von Ludwig XIV.” handelt davon, wie sich Herrschaft behauptet – auch über das Leben des Königs hinaus. Jean-Pierre Léaud spielt den Monarchen mit atemberaubender Intensität – so als hätte er alle Energie seines hingestreckten Körpers ins Gesicht umgeleitet, wo sie nun arbeitet, in den Augen, einem zuckenden Wangenmuskel, dem zitternden Kinn. Die Beschränkung auf einen Schauplatz, die ruhige Montage und die minimalistische Tonspur lassen Farben, Texturen, Licht- und Schatteneffekte wie in den Bildern von Rembrandt oder Georges de la Tour hervortreten." Die Zeit
“Elegie über das Warten: In Albert Serras „Der Tod von Ludwig XIV.“ spielt Jean-Pierre Léaud den sterbenden Sonnenkönig. Und sich selbst.” Tagesspiegel
“Dies ist ein Film der Ruhe und der kleinen, haargenau gesetzten Zeichen. Der Genauigkeit und der Würde des Umständlichen. Es war dies, was den Hof des Ludwig XIV., des “Sonnenkönigs”, so einzigartig modern machte. Jedes von Serras prachtvollen Bilder ist genauestens komponiert, jedes erinnert an barocke Gemälde: Warme Braun und Rottöne dominieren, das Licht scheint immer von Kerzenleuchtern kreiert." SWR2, Rüdiger Suchsland
“Was ist dabei für den Autor-Regisseur das Wichtigste? Die Wiederentdeckung des Unvergänglichen in der vergänglichen Zeit: des Seins in der Existenz. Die Präzision, mit der diese Entdeckung hier in Szene gesetzt wurde, fasziniert. Sie hat in sich etwas Transzendentales, verscheucht Schmerz und Gefahr.” Tageszeitung
„Eine hypnotisierende Elegie.“ New York Times
„60 Jahre nachdem Jean-Pierre Leaud mit SIE KÜSSTEN UND SIE SCHLUGEN IHN seinen Durchbruch hatte, inszeniert Albert Serra ihn als sterbenden Sonnenkönig in einer pompösen, majestätischen Studie über Tod und Vergänglichkeit. Sicherlich der schönste Film in Cannes 2016." Sight & Sound
“Ein in langsamen und stillen Bildern erzähltes Porträt, dabei so gemächlich und minimalistisch wie
effektvollund spannend.” WAZ“Hier entfaltet sich unter drei Kameras das ganze Können seines Hauptdarstellers, des legendären Truffaut-Stars Jean-Pierre Léaud, dessen Figur in tonnenschweren Gewändern zu stecken scheint, der aber mit dem Gesicht spricht, dessen Mimik zwischen den Flanken zweier gigantischer Alonge-Haartürme nuanciert das Innenleben und Leiden des Schwerkranken trägt. Ein bewegtes, bewegendes Gemälde.” HAZ
“Léaud als Sonnenkönig in einer seiner besten Rollen. Das faszinierende Kammerspiel schildert die letzten Tage des Monarchen, den Totentanz des Bettlägerigen, während um ihn herum eifersüchtig an einerZukunft ohne ihn gebastelt wird.” NWZ
“Einer der ungewöhnlichsten und radikalsten zeitgenössischen Filmemacher!” Film Dienst
- Auszeichnungen
Cannes Filmfestival:
Jean-Pierre Léaud
Goldene Palme
EhrenpreisPrix Jean Vigo
Best. Nr.: 7026
ISBN: 978-3-8488-7026-4
EAN: 978-3-8488-7026-4
FSK: 12
Originaltitel:
LA MORT DE LOUIS XIV
Länge: 115
Bild: PAL, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Französisch
Untertitel: deutsche Untertitel
Regionalcode: codefree
Label: absolut MEDIEN
Reihe: GRANDFILM
Rubrik: Spielfilm
Genre: Historienfilm
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