Filmarchiv | Baukunst 6

Baukunst 6

Regie: Richard Copans, Stan Neumann

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• Die königliche Moschee von Isfahan ist ein beeindruckender Ausdruck der Fülle islamischer Lebenskunst, der Macht des Königs und der großen Kunst seines Baumeisters.

• Die Djoser-Pyramide in Sakkara, Werk des legendären Architekten Imhotep, ist die älteste Pyramide Ägyptens und zeugt von den ersten Versuchen, das rein zweckgebundene Bauen zu einer Kunst mit Symbolwert zu erheben.

• Die im Kirchbergviertel beherbergte Philharmonie Luxembourg wurde von dem renommierten französischen Architekten Christian de Portzamparc entworfen. Schlanke, weiße Pfeiler säumen den elliptisch geschwungenen Baukörper. Sie bilden eine Lichthülle um das Kernstück des Baus, den großen Konzertsaal.

• Die Schokoladenfabrik Menier in Noisiel bei Paris wurden zwischen 1872 und 1906 auf dem Gelände einer alten Mühle erbaut. Als hydraulische Fabrik war der radikale Neubau aus Ziegel und Eisen einer der innovativsten Indus­triebauten seiner Zeit.

• Das symbolträchtige Radisson SAS Royal Hotel in Kopenhagen ist ein Wahr­zeichen der Moderne in Glas und Stahl. Der Entwurf und das Design stammen vom dänischen Nationalarchitekten Arne Jacobsen.

• Mitte des 19. Jahrhunderts beauftragte die Midland-Eisenbahngesellschaft einen weiteren Zentralbahnhof für London: der Bahnhof St. Pancras, eine waghalsige und effiziente Konstruktion von Ingenieur William Barlow, sowie das Midland Grand Hotel, errichtet von Sir George Gilbert Scott.

Baukunst 6

Die königliche Moschee von Isfahan
Schah Abbas I. wählte Isfahan 1598 zur Hauptstadt und ließ im Rahmen umfangreicher Umbauten den Naghsch-e Dschahān („Entwurf der Welt“) anlegen, später Meidān-e Schāh („Königsplatz“) genannt. Das von doppelten Arkaden gesäumte Rechteck, bis heute einer der größten öffentlichen Plätze der Welt, wurde gleichermaßen als Marktplatz, Gerichtsort, Spielfeld und Festplatz geplant und ist von bedeutenden monumentalen Bauwerken umgeben. Gegenüber des Basars zieht im Süden die gewaltige Königsmoschee die Blicke auf sich, die Abbas zu Ehren Gottes errichten ließ. Ihre ausgefeilte Architektur und die enge Verbindung von Gebäude und Dekor lassen ihre Bedeutung erahnen.
Als Isfahan 1598 zur neuen Hauptstadt Persiens wurde, wurden im Iran bereits seit über 900 Jahren Moscheen gebaut. Die Araber hatten 637 in der Schlacht bei Nehawend die persische Armee vernichtend geschlagen. Der Islam hatte sich schnell durchgesetzt, aber es war noch nicht erkennbar, welcher architektonische Stil sich beim Bau von Moscheen behaupten würde.
Die Königsmoschee ist ein gigantischer Bau mit vier Minaretten, in deren Mitte sich ein weiter Innenhof mitsamt Becken erstreckt. Die vier monumentalen Iwane stehen für die vier Flüsse des Paradieses. In zwei Höfen sind die Koranschulen untergebracht, weitere Räume stehen für religiöse Waschungen zur Verfügung und als Sternwarte dient ein Turm.
Der Gebäudekomplex ist nach Mekka gerichtet. Die Himmelsrichtung wird durch eine Wand angezeigt, in die der sogenannte Mirhab, die Gebetsnische, eingelassen ist. Der reich mit bunten Mosaiken und Kalligraphien geschmückte Bau verkörpert den Paradiesgarten und das Wort Gottes.
Die beiden unter König Abbas gebauten Moscheen veranschaulichen die Komplexität dieser religiösen Bauwerke. Sie sind gleichzeitig Gebetsstätten, Gärten inmitten der Wüste und eine architektonische Umsetzung von Glaubenstexten. Die Moscheen verkörpern die Fülle islamischer Lebenskunst, demonstrieren die Macht des Königs und verewigen das Talent von Hunderten von Handwerkern und Künstlern.

DAS SAS ROYAL HOTEL, Kopenhagen
Das symbolträchtige Radisson SAS Royal Hotel in Kopenhagen ist ein Wahrzeichen der Moderne in Glas und Stahl. Es wurde von den Scandinavian Airlines in Auftrag gegeben. Der Entwurf und das Design stammen vom dänischen Nationalarchitekten Arne Jacobsen.
Das Fünfsternehotel Radisson SAS Royal wurde Ende der 50er Jahre von dem dänischen Architekten und Designer Arne Jacobsen im Auftrag der skandinavischen Fluggesellschaft SAS entworfen. Das Hochhaus im Herzen Kopenhagens, ebenso schlicht und elegant wie funktional, repräsentiert das Jet-Zeitalter und markiert den Eintritt Dänemarks in die Moderne nach dem Zweiten Weltkrieg.
Arne Jacobsen, der das Gebäude als Gesamtkunstwerk konzipierte, zeichnete nicht nur den Bau, sondern entwarf auch die gesamte Innenausstattung. Einige Modelle wurden später in Serie hergestellt und sind zu Designklassikern geworden.
Der dänische Architekt und Designer Arne Jacobsen (1901-1971) gilt als der bekannteste und wichtigste Architekt des Landes. Nach einem Studium der Architektur an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen arbeitete Jacobsen an verschiedenen Bauprojekten, gewann einen Architekturwettbewerb, musste dann aber – da jüdischer Herkunft – im Zweiten Weltkrieg vor den Nazis fliehen. In den 50er Jahren kehrte er als Professor an seine Hochschule zurück, war aber weiterhin auch international tätig.
Er war als Perfektionist bekannt und arbeitete sein Leben lang fast durchgehend. Jacobsens Architekturstil gehört zum modernen Funktionalismus, während sein Design eher organisch orientiert war. Das Radisson SAS Royal Hotel gilt als sein Meisterwerk.

DIE SCHOKOLADENFABRIK MENIER
Die Gebäude der Schokoladenfabrik Menier in Noisiel unweit von Paris wurden zwischen 1872 und 1906 von drei Architekten erbaut. Da Wasser die wichtigste Triebkraft der Industriellen Revolution war, verwundert es nicht, dass die Fabrik auf dem Gelände einer alten Mühle an der Marne entstand, erworben 1825 von einem der Schokoladenpioniere, dem Apotheker Jean Antoine Menier. Als hydraulische Fabrik war der radikale Neubau aus Ziegel und Eisen einer der innovativsten Industriebauten seiner Zeit.
Die im 15. Jahrhundert in Europa eingeführte Schokolade galt lange Zeit als Luxusprodukt und Arzneimittel, das nur von Apothekern hergestellt und verkauft wurde. Doch im 19. Jahrhundert wird sie dank der Erfindung der Tafelform und dem allgemeinen Geschmackswandel zum Artikel des täglichen Bedarfs. Die erhöhte Nachfrage führt bald auch zur Entstehung einer ganzen Industrie.
Die Schokoladenfabrik Menier in Noisiel unweit von Paris war zwischen 1872 und 1914 weltweit Marktführer. Vor allem jedoch spielte Menier eine architektonische Vorreiterrolle als eine die Moderne repräsentierende Fabrik aus Eisen, Stahl und Beton.
Die neue Mühle war einer der ersten Eisenskelettbauten der Welt. Sie barg ein komplexes hydraulisches System, das die Schokoladenproduktion in den drei Stockwerken der Fabrik antrieb. Außen bilden verschiedenfarbige Ziegelsteine den einzigen Schmuck: Sie ergeben geometrische Muster, welche die Eisenkonstruktion gestalterisch aufnehmen. Große verzierte Keramikmedaillons, auf deren Rand Kakaofrüchte abgebildet sind, ergänzen die schlichte Pracht. Erstmals steht die Architektur im Dienste eines Markenimage.
Die drei Hauptgebäude – die Saulnier-Mühle, die erste vollständig aus Metall bestehende Gebäudestruktur der Welt, die Eiffel-Halle und ein weiteres Gebäude, die kühle und monumentale „Kathedrale“, – sind bis heute stolze Zeugen des Goldenen Zeitalters industrieller Architektur im 19. Jahrhundert.

Die DJOSER-PYRAMIDE in Sakkara
Die älteste Pyramide Ägyptens ist die Ruhestätte des Königs Djoser aus dem Jahre 2.700 vor Christus. Die 60 Meter hohe Stufenpyramide steht im Zentrum einer Grabanlage mit kunstvoll bearbeiteten Tempeln, Palästen und Galerien und zeugt somit von den ersten Versuchen, das rein zweckgebundene Bauen zu einer Kunst mit Symbolwert zu machen. Diese neue Form der Architektur stellte eine Revolution in der Baukunst dar und läutete die Periode der technischen und kulturellen Innovationen Ägyptens ein.
30 Kilometer südlich von Kairo lag westlich vom Nil-Tal die Nekropole Sakkarah, einst Teil der Nekropolen von Memphis, der ersten Hauptstadt des Alten Ägyptens. Die einzige erhaltene Grabstätte ist die des Königs Djoser. Diese 60 Meter hohe Stufenpyramide stammt aus dem Jahre 2.700 vor Christus und ist somit die erste jemals erbaute Pyramide. Alleine durch ihre gigantischen Ausmaße, sie ist zehn Mal höher, als die zuvor gebauten Grabstätten, hebt sie sich von diesen ab. Aber erst eine spektakuläre Entdeckung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ließ die wahre Bedeutung der Pyramide zutage treten: Sie ist kein isoliertes Monument, sondern steht im Zentrum einer Anlage mit Tempeln, Palästen, Kapellen und sogar zur Lagerung von Nahrung und Kleidern vorgesehenen Galerien.
Die Ausmaße dieser Grabstätte und das virtuose Spiel mit der geometrischen Perfektion der Anlage zeigen den ersten Versuch, das rein am Nutzen orientierte Bauen zu einer Kunst von symbolischer Bedeutung zu machen. Zudem fanden die Archäologen eine Skizze auf einem Steinfragment: die älteste überlieferte Architekturskizze. Auch die Säulen sind ohne Vorläufer, sie tragen zum ersten Mal die uns heute bekannte Form. Die Stufenpyramide von Sakkarah stand damit am Beginn der bahnbrechenden technischen und kulturellen Errungenschaften Ägyptens. Diese Revolution des Bauens war der Beginn dessen, was wir heute Architektur nennen: die Zusammenführung von Bau und Kunst.

Die PHILHARMONIE LUXEMBURG
Die im Kirchbergviertel beherbergte Philharmonie Luxemburg wurde von dem renommierten französischen Architekten Christian de Portzamparc entworfen. Richard Copans wirft einen Blick auf die extravagante Architektur des 2005 im Luxemburger Europa-Viertel eröffneten Bauwerks.
Seit 2005 thront die von dem französischen Architekten Christian de Portzamparc entworfene Philharmonie Luxemburg über dem Kirchberg-Plateau – Sitz zahlreicher Banken und europäischer Institutionen. Ziel dieses 1995 geplanten Großprojektes war es, in ein und demselben Musikhaus drei ganz unterschiedliche Konzertsäle zu vereinen: den großen Konzertsaal der Philharmonie, einen kleinen Kammermusiksaal und die sogenannten „Espace Découverte“ für Experimentalmusik und experimentelle Kunst.
Ein neues Bauwerk inmitten des jungen Luxemburger Stadtviertels. Dennoch, mit ihren runden Formen und der weißen Farbe hebt sich die Philharmonie von den Glas- und Betonquadern der umliegenden Häusern ab. Der Architekt Christian de Portzamparc, der als erster Franzose den begehrten Pritzker-Preis gewann, ist bekannt für seine extravagante Architektur: Ob die Pariser Cité de la musique oder die Französische Botschaft in Berlin, seine Bauwerke zeichnen sich durch ausgefallene Form- und Farbgebung aus.
Zusammen mit dem erfahrenen Akustiker Albert Xu Yaying gestaltete der renommierte Architekt das Luxemburger Konzerthaus zu einem gigantischen Musikinstrument. Schlanke weiße Pfeiler säumen den elliptisch geschwungenen Baukörper. Sie wirken wie eine filternde Fassade und bilden eine Lichthülle um das Kernstück des Baus, den großen Konzertsaal.
De Portzamparc wollte das Gebäude zu einem Leuchtturm machen, ein Orientierungspunkt im Kirchbergviertel, das nach Einbruch der Nacht wie ausgestorben erscheint. Die Zwischenräume der Pfeiler wurden daher mit Neonröhren ausgestattet. Ihre Abfolge deckt das gesamte Farbspektrum ab: von Rot über Violett bis hin zu Weiß. Diese Farbvariationen setzen die Bewegung der Formen fort, verstärken sie und geben ihnen den Schwung, der aus der Architektur eine rhythmische Kunst macht.

Der BAHNHOF ST PANCRAS, London
Am Anfang der Geschichte des Bahnhofs St. Pancras stand eine kleine Eisenbahngesellschaft mit einer aggressiven Geschäftspolitik. Die Gesellschaft wollte in London zu einem Zeitpunkt Fuß fassen, als der Kampf um den Schienenzugang zur Hauptstadt in vollem Gange war.
Wie die anderen Londoner Kopfbahnhöfe sollte auch St. Pancras über ein stählernes Bogendach sowie über ein Luxushotel verfügen: Das heißt zwei getrennte Einrichtungen und zwei unterschiedliche Bauprojekte. Sie wurden von zwei Männern geleitet, die von Zusammenarbeit nichts hielten.
Als die Midland-Eisenbahngesellschaft 1863 die Genehmigung zum Bau des Bahnhofs erhielt, erteilte sie William Barlow, einem der glänzendsten Ingenieure der damaligen Zeit, den Auftrag. Die Rekordtragweite seiner 1865 fertiggestellten Bahnsteighalle, mit einer Höhe von über 30 Metern und einer Länge von über 200 Metern, blieb bis zur Pariser Weltausstellung 1889 unübertroffen. Die Stahlarmatur wird bei St. Pancras durch keine Stützen oder Pfeiler getragen. Barlow entwarf eine waghalsige und effiziente Konstruktion: Da das Bauwerk aufgrund der Bodenunebenheiten erhöht errichtet werden musste, verlegte er den Träger für die Fundamentplatte ins Untergeschoss, wo er die ganze Belastung aufnehmen konnte. Der Bau einer höheren und breiteren Stahlstruktur wurde so möglich.
Der Auftrag des Hotels ging an Sir George Gilbert Scott. Der Vertreter des gothic revival sollte den Erwartungen der Midland Company in puncto Luxus Gestalt geben – und das Midland Grand Hotel wurde tatsächlich das größte und luxuriöseste der Hauptstadt. Es weist Zitate aus allen Epochen der Gotik auf, vom flandrischen Rathaus bis zur französischen Kathedrale, besonders aber liebäugelte Scott mit dem Mittelalter. Er gestaltete eine moderne Gotik, die den funktionalen Anforderungen gerecht werden konnte. Vom Glanz des Hotels ist heute nicht mehr viel übrig: Leer und unbeheizbar dämmert es einem ungewissen Schicksal entgegen. Es bleibt nur noch die denkmalgeschützte Fassade, monumentales Überbleibsel des grenzen-losen Ehrgeizes einer Eisenbahngesellschaft.

Inhaltsübersicht

Die Moschee von Isfahan
Das SAS Royal Hotel
Die Schokoladenfabrik Menier
Die Djoser-Pyramide in Sakkara
Die Philharmonie Luxemburg
Der Bahnhof St Pancras in London / William Barlow und George Gilbert Scott

Credits
Architekten: Imhotep, Christian de Portzamparc, Arne Jacobsen, George Gilbert Scott
Ingenieur (Reihe Baukunst): William Barlow
Regie: Richard Copans, Stan Neumann

Produktionsland: F
Produktionsjahr: 1997-2008
Pressestimmen

»Ein spannender Rundgang.« Saarbrücker Zeitung

»Wie in den bisherigen Folgen, gelingt es den Regisseuren auch diesmal, sich ganz auf die Architektur zu konzentrieren, sie für den Zuschauer transparent zu machen. Ruhige, nie Effekt haschende Bilder gehen eine sinnvolle Allianz ein mit unaufdringlich platzierten 3D-Animationen. Der maßvolle Wortanteil lässt Luft für assoziative Freiräume. Eine sehr schöne Art durch aufregende Architektur geführt zu werden. Das Konzept der Sendung ist auf jeden Fall offen genug um den Sprung ins 21. Jahrhundert zu wagen.« detail.de

DVD
nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 462
ISBN: 978-3-89848-462-6
EAN: 978-3-89848-462-6
FSK: Infoprogramm

Länge: 156
Bild: NTSC, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Deutsch, Englisch, Französisch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument


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