Filmarchiv | Warum Frauen Berge besteigen sollten

Warum Frauen Berge besteigen sollten


Eine Reise durch das Leben und Werk von Dr. Gerda Lerner Regie: Renata Keller

Als bahnbrechende feministische Historikerin, Autorin und soziale Reformerin ist Gerda Lerner zweifellos eine der inspirierendsten Frauenpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Sie emigrierte vor den Nazis in die USA, war frühzeitig in der Bürgerrechtsbewegung engagiert, schrieb 1972 die überfällige Studie „Schwarze Frauen im weißen Amerika“, 1986 „Die Entstehung des Patriarchats“ und begründete so die Frauen Geschichtsschreibung. Der Film wirft einen detaillierten Blick auf das persönliche, berufliche und politische Leben Gerda Lerners und geht der Frage nach: Wie kann uns das Wissen über unsere eigene Geschichte dazu inspirieren, eine bessere Zukunft zu gestalten? Ausgehend von den revolutionären Errungenschaften der Frauen im 20. Jahrhundert wirft der Film auch einen Blick in die Zukunft und geht der Frage nach: Wo stehen die Frauen heute? Und was ist der nächste Schritt?

http://www.womenneedtoclimbmountains.com/
http://www.gerdalerner.com/

Gerda Lerner
(Geburtsname: Gerda Hedwig Kronstein)
geboren am 30. April 1920 in Wien, gestorben am 2. Januar 2013 in Madison, Wisconsin (USA)
Die »Godmother of women‘s history«, wie die New York Times zitierte, ist weit über das universitäre Feld bekannt und hat ihre Tätigkeit für die »Anderen«, jene am Rand der Gesellschaft, immer als eminent politisch angesehen. Die historische Benachteiligung von Frauen ist nur eine, aber eine bedeutende Form der Diskriminierung, da Frauen die Gruppe von Menschen sind, die am längsten als »Andere« stigmatisiert wurden.
Lerner, die als Kind jüdischer Eltern geboren wurde, musste vor den Nationalsozialisten mit ihrer Familie ins Exil flüchten und hat erst in den USA zu einer anerkannten Bürgerin und Wissenschaftlerin werden können. Ihr gelang es 1972 den ersten Studiengang und 1980 ein Doktorratsstudium für Frauengeschichte in den USA zu etablieren. Lerner ist es gelungen den Frauen, über die sie schrieb, eine Stimme zu geben. Ihr ist es früher als anderen klar gewesen, dass gesellschaftliche Benachteiligungen komplex sind und Ausbeutung, Unterdrückung und Benachteiligung Ergebnisse historischer Prozesse sind. Ende April 2012 willigt sie ein, den Dokumentarfilm über sich drehen zu lassen und verbringt einige Tage mit Renata Keller, der Regisseurin. Am 2. Januar 2013 stirbt Gerda Lerner in ihrem Heim in Madison. Ihr wissenschaftlicher Nachlass wird von der Schlesinger Library der Harvard Universität betreut.

Die Regisseurin bietet auch Kurse und Workshops zum Film an.
Mehr Information: www.womenneedtoclimbmountains.com

Schriften von Gerda Lerner:
• Feuerkraut. Eine politische Autobiographie. Czernin, Wien 2009
• Zukunft braucht Vergangenheit. Warum Geschichte uns angeht. Helmer, Königstein/Taunus 2002
• Die Entstehung des feministischen Bewußtseins. Vom Mittelalter bis zur ersten Frauenbewegung (= Frauen und Geschichte. Bd. 2). Aus dem Englischen von Walmot Möller-Falkenberg. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u.a. 1993
• Die Entstehung des Patriarchats (= Frauen und Geschichte. Bd. 1). Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1991
• 1979 Frauen finden ihre Vergangenheit. Grundlagen der Frauengeschichte. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 1995
• Ein eigener Tod. Der Schlüssel zum Leben. Böhme und Erb, Düsseldorf 1979
• The Grimké sisters from South Carolina. Rebels against slavery. Houghton Mifflin, Boston 1967 (Englisch)

Extras

Bonusfilme

Über Zeit und Verbundenheit
Kathryn Skish Sklar, Professorin der Geschichte, Binghamton University

Mit Gerda Lerner in Österreich
Bonnie Johnson, Professorin der Geschichte, City University, New York

Die Rolle der Frauen jetzt
Robin Morgan, Feministin, Aktivistin und Schriftstellerin

Gerda Lerner liest ihr Gedicht: Ein Lob des Alters

Hildegard von Bingen
Schwester Philippa Rath OSB, PR und Kommunikation, Hildegard von Bingen Kloster

Inhaltsübersicht

Kapitel
1 Einführung
2 Jugend
3 Bürgerkrieg in Wien
4 Politik der Straße
5 Emigration in the USA
6 Heirat und soziale Gerechtigkeit
7 Die Rolle der Männer und Frauen
8 Der Beginn der Frauengeschichtsschreibung
9 Hildegard von Bingen und Betty Friedan
10 Schwarze Frauen im Weißen Amerika
11 Frauen haben eine Geschichte!
12 Warum Frauen Berge besteigen sollten
13 Die Kreation des Patriachats
14 Die Auswirkung des Patriachats auf Männer
15 Die eigene Stimme finden
16 Die Feier und die Fragen

Credits
Kamera: Gennaro Ambrosino, Tamas Ujiaki, Renata Keller,
Musik: Fabian Koppri
Regie: Renata Keller
Schnitt: Beatrice Madach

Produktion: Vertical Impulse
Produktionsland: D
Produktionsjahr: 2016
Pressestimmen

“Der Filmregisseurin gelingt durch die Intensität der Dialoge und der gewählten Ausschnitte ein detailliert gezeichnetes Bild von Leben und Werk einer historischen Persönlichkeit, die unser einseitig patriarchalisches Weltbild in seinen Fundamenten grundlegend erschüttert hat.” MUNDUS

“Im Alter von 92 Jahren stimmte die 1920 als Gerda Hedwig Kronstein geborene Historikerin Gerda Lerner doch noch zu, einen Dokumentarfilm über sich drehen zu lassen. Sichtbar wird darin eine kraftvolle Persönlichkeit, die als politisch wirkende Frau schreibend und engagiert den feministischen Diskurs prägte.
Trotzdem die Regisseurin viele Details aus Gerda Lerners Leben zusammen trägt, wirkt der Film nie überladen. Auch lässt sie die emotionalen Momente stehen, in denen die Historikerin zögernd, und dabei mutig ihre Zerbrechlichkeit unterdrückend, auf die Nachfragen zu ihrer Kindheit und Jugend antwortet.” Aviva

“Lerner und Keller treten in Dialog miteinander, wobei Lerner der Jüngeren rät, der Welt selbstbewusst, selbstreflektiv und mutig zu begegnen. “Niemand ‘gab’ uns etwas. Das Frauenwahlrecht wurde uns nicht gegeben. Es dauerte 72 Jahre ununterbrochener Basisarbeit, bis wir es hatten. Gegen konstanten Widerstand.”" 3sat

Renata Keller: Warum ich selbst Berge besteige
Schon als Kind habe ich mich gefragt, was es bedeuten würde, aus eigenen Augen zu schauen. Ich hatte dieses leise Gefühl, dass das möglich sein kann, obwohl in der Erziehung, Schule und im sozialen Umfeld mir immer wieder klar wurde, dass nicht nur ich, aber auch die Erwachsenen um mich herum, sich anpassten, sie oft das sagten, was andere hören wollten oder nicht wirklich die Wahrheit aussprachen.
Ich habe diese Beobachtungen bis in mein Erwachsensein mitgetragen und bin auch ganz früh auf eine Sinnessuche gegangen. Diese hat mich auch dazu gebracht, das Wirken der Frauen im Unterschied zum Wirken der Männer nochmals klarer zu sehen – die Spiele, die wir spielen, die Unfreiheit untereinander. Und ich kam bald zum Schluss, dass wir beide – Männer und Frauen – eine neue Rollenklärung brauchen, die uns zu authentischen Menschen macht. Das bedeutet, alle unseren gesellschaftlichen Strukturen zu hinterfragen – aber sich NICHT zu polarisieren, sondern aus sich selbst zu schöpfen.
Vor fünf Jahren lernte ich die Arbeit von Gerda Lerner kennen und war begeistert. Sie war und ist für mich ein Beispiel einer Frau, aber auch einfach eines Menschen, die für sich selbst gedacht hat und sich nie hat kategorisieren lassen, weder als Frau, als Mutter, als Wissenschaftlerin noch als Feministin. Ihre Grundhaltung in ihren historischen Forschungen der Entwicklung des Patriarchates war: Wir haben diese Welt gemeinsam gestaltet und wir sind verantwortlich, unsere Zukunft gemeinsam zu gestalten. Dazu müssen aber Frauen auch ihre eigene Geschichte kennenlernen, gelöst von den patriarchalischen Augen, die unsere Welt definiert haben – mit neuem Blick auf unsere Geschichte und auf unser Leben schauend. Wir alle brauchen Helden, vor allem wir Frauen brauchen Heldinnen. Gerda Lerner wurde zu meiner Heldin. Sie war nicht nur eine aktive, engagierte Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts, sie hatte auch die Gabe, selbst-autorisiert über die politischen und menschlichen Krisen dieser Zeit zu reflektieren und hat die Komplexität des Menschseins nicht gescheut und für eine gerechtere Welt gekämpft.
Dank ihr habe ich gelernt, was es bedeutet, Berge zu besteigen – metaphorisch und real.

Filmempfehlung: Warum Frauen Berge besteigen sollten
Dr. Sabine Arndt-Baerend
Oberstufenkoordination Freie Waldorfschule Chiemgau, Prien
Wir haben den Film „Warum Frauen Berge besteigen sollten“ im Rahmen eines Projekttages mit der ganzen Oberstufe unserer Schule angesehen. In einer Vorbesprechung haben wir die Schüler in das Leben dieser herausragenden engagierten Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts eingeführt. Der Film ist besonders gut für die heutigen Jugendlichen geeignet, weil er Gerda Lerners Einsatz für soziale Veränderung und den Kampf der Frauen um die Entdeckung ihrer eigenen Geschichte im Fokus hat. Wer anfänglich denkt, das Thema ist mehr für das weibliche Geschlecht geeignet, der wird schnell eines besseren belehrt, hier werden „Mädchen“ wie „Jungen“ gleichermaßen angesprochen und erreicht. Gerade in einer Zeit, wo es immer weniger Zeitzeugen gibt, werden wir für die Zukunft mehr auf das Medium „Film“ angewiesen sein, das uns wie an diesem Beispiel deutlich wird, einen hervorragenden Einblick gibt in die verschiedenen Stationen des Lebens einer Holocaustüberlebenden mit Emigration in die USA bis zu ihrer beruflichen Laufbahn als einer feministischen Leitfigur des 20. Jahrhunderts.
Angesichts der politischen Entwicklung in unseren Tagen ist es für Schülerinnen und Schüler von unschätzbarem Wert sich mit einer Persönlichkeit wie G.L zu beschäftigen, vor allem auch, weil der Film der Frage nachgeht, „wie kann uns das Wissen über unsere eigene Geschichte dazu inspirieren, eine bessere Zukunft zu gestalten“. Alles in allem Diskussions- und Unterrichtsthemen, die sowohl im Geschichts- als auch im Sozialkundeunterricht weiterbearbeitet werden können bzw. müssen.

DVD
nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 4052
ISBN: 978-3-8488-4052-6
EAN: 978-3-8488-4052-6
FSK: Info

Originaltitel:
Why Women Need to Climb Mountains


Länge: 90
Bild: PAL, Farbe
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Deutsch
Untertitel: englisch, spanisch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN
Rubrik: Dokument
Genre: Biografie/Porträt


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