Filmarchiv | Alpi

Alpi


Regie: Armin Linke

Basierend auf einem Recherche-Projekt von Piero Zanini, Renato Rinaldi und Armin Linke.

Alpi ist das Resultat eines siebenjährigen Forschungsprojekts zur aktuellen Wahrnehmung des Alpenraums. Orte und Situationen aus allen acht Anrainerstaaten werden einander gegenüberstellt; dabei werden vier Sprachräume umspannt. Die Alpen werden wie eine Insel betrachtet, die mit verschiedenen globalen Transformationsprozessen in Zusammenhang steht. Wir haben viele Reisen in die Alpenregion unternommen und sind dabei ironischerweise bis nach Dubai gekommen. Der Film zeigt die Alpen aufgrund ihrer Komplexität und ihrer Bedeutung für die Umwelt als Schlüsselort, wo die Vielschichtigkeit sozialer, ökonomischer und politischer Beziehungen sichtbar wird. Im Europa von heute sind die Alpen ein Saatbeet der Moderne und ihrer Illusionen. (Armin Linke)

Credits
Regie: Armin Linke

Produktionsland: D/I
Produktionsjahr: 2011
Pressestimmen

ALPI seziert die Alpen als komplexen anthropologischen Raum mit kulturellen, klimatischen, sozialen, ökonomischen und landschaftlichen Veränderungsprozessen.” Bergwacht Württemberg

Aus einem Interview mit Armin Linke von Sandra Danicke
Frankfurter Rundschau

Herr Linke, von einem Alpenfilm erwartet man Trachten, Traditionen und Landschaftsidylle. Ihr Film „Alpi“ (Italienisch für Alpen) führt den Betrachter in eine Skihalle in Dubai, eine italienische Basaltmine oder ein Schweizer Transportmuseum. Geht es wirklich um Europas höchstes Gebirge?

Für mich war es wichtig zu erkennen, dass es ganz verschiedene Typologien von Alpen gibt. Die Alpen verbinden acht Länder, von Monaco bis nach Slowenien. Die Alpen sind für mich ein Schlüsselort, an dem nicht nur Landesgrenzen aufeinandertreffen, sondern auch soziale, wirtschaftliche und politische Beziehungen kulminieren. Ein Ort, an dem aufgrund seiner Lage ganz verschiedene globale Transformationsprozesse ablaufen, die alle ineinander greifen. Das wollte ich
zeigen. Für die meisten Menschen sind die Alpen eines der attraktivsten Touristen- und Erholungsgebiete.

Für Sie nicht?

Doch, natürlich. Ich bin 60 Kilometer entfernt in Mailand aufgewachsen und schon als Kind regelmäßig von Deutschland nach Italien und zurück gereist. Die Alpen waren für mich immer präsent. Und natürlich hatte ich auch Klischees im Kopf. Bis mein Freund Piero Zanini, ein Anthropologe und Architekt aus Triest, sagte: „Du fliegst ständig an die entferntesten Orte der Welt, um zu fotografieren, wie der Mensch die Landschaft transformiert, dabei passiert das genau hier, im Zentrum Europas – wenn auch nicht so offensichtlich.“

Gemeinsam mit Zanini und dem Musiker Renato Rinaldi haben Sie sieben Jahre in der
Alpenregion recherchiert. Dabei entstand kurioserweise ein Film, der vorwiegend in künstlich gestalteten Umgebungen spielt. Statt weiter Landschaftspanoramen sieht man immer wieder Monitore, Schautafeln oder Gebirgsimitate.

Es ist ein Film über die Darstellung der Alpenlandschaft, über mentale Projektionen von Landschaftsidentität. Wir haben bewusst keine spektakulären Schwenks und nicht mit einem Weitwinkel gedreht, den man für Panoramas benutzt, sondern mit einer 50-mm-Linse, die dem Blick des menschlichen Auges entspricht. Wir wollten die Landschaft nicht idealisieren, sondern
zeigen, was sich dort alltäglich abspielt, welche verschiedenen Darstellungsformen der Alpen dort existieren. Dafür mussten wir eben auch Forschungsinstitute oder eine Kletterhalle besuchen.

Und eine Polizeistation. Eine Szene zeigt Polizisten bei Festnahme- und Kampfübungen.

Die Szene ist in einem 100 Kilometer langen Bunker gedreht, der im schweizerischen Savatan in den Berg hinein gebaut wurde. Der Bau ist ein Beispiel dafür, wie sich die Infrastruktur den politischen Entwicklungen anpasst. Er wurde im Ersten Weltkrieg angelegt, während des Kalten Krieges erweitert, und nach dem Kalten Krieg wusste man nichts mehr mit ihm anzufangen, also wurde
ein Teil aus Kostengründen vom Militär an die Polizei untervermietet, die dort eine fiktive
artifizielle Stadt als Übungsterrain entwickelt hat.

Wann ist ein Foto oder ein Film geglückt?

Die Bilder sind erst interessant, wenn man sie in einen Narrationskontext stellt. Es geht nicht zu sagen: Ich mache eine interessante Reise oder schaffe es, an diesem heiklen Ort zu sein, sondern darum, warum man es macht, wie man sich zum lokalen Kontext in Relation setzt und wie man das Bild dann vertreibt um die Spektakularität abzuschalten und es zu einem Bewusstwerdungsinstrument zu machen.

Wollten Sie auch Illusionen zerstören, Kritik üben?

Es geht mir nicht um Kritik. Ich hoffe, dass der Film dazu dient, sich von festgefahrenen
Vorstellungen zu verabschieden, Fragen zu stellen und Diskussionen auszulösen – etwa darüber, in welche Richtung sich die Tourismusindustrie entwickeln sollte.

DVD
nicht mehr lieferbar
Untertitel in dt engl ital frz

Best. Nr.: 4041
ISBN: 978-3-8488-4041-0
EAN: 978-3-8488-4041-0
FSK: Info
Vertriebsgebiet: GAS

Länge: 60
Bild: PAL, Farbe, 16:9
Ton: Dolby Surround 5.1 und Dolby Stereo
Sprache: Deutsch
Untertitel: deutsch englisch italienisch französisch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN
Reihe: absolut on demand
Rubrik: Dokument


Weitere Titel aus
unserem Programm




DER TOD VON LUDWIG XIV.
Albert Serra




Selbstkritik eines bürgerlichen Hundes
Julian Radlmaier


absolut MEDIEN GmbH © 2014