Filmarchiv | Kurt Weiler – Die Kunst des Puppenanimationsfilms
Kurt Weiler – Die Kunst des Puppenanimationsfilms
Regie: Kurt Weiler Herausgeber: Deutsches Institut für Animationsfilm
Ob Peter-Hacks-Gedicht, Shakespeares Wintermärchen oder philosophisch-satirische Betrachtungen gespickt mit Marx-Zitaten – seine Filme machen Kurt Weiler zu einer der bedeutendsten Künstlerpersönlichkeiten des deutschen Animationsfilms des 20. Jahrhunderts.
Als Mentor öffnet Peter Sachs – Bauhaus-Schüler und als deutscher Emigrant zentrale Figur des britischen Animationsfilms der 1940/50er Jahre – dem jungen Weiler während seines Exils in England von 1939 bis 1950 die Augen für den künstlerischen Animationsfilm jenseits von Disney und jeglichem Naturalismus. Mit erstaunlicher Kompromisslosigkeit entwickelt Weiler dann in der DDR zusammen mit Bühnenbildnern, Theaterregisseuren und bildenden Künstlern wie Achim Freyer, Ezio Toffolutti, Gabriele Koerbl und Einar Schleef eine völlig neuartige Form des Puppen- und Collage-Animationsfilms, die auf Verknappung und Abstraktion in Erzählung, Bewegung und Gestaltung setzt. Er schafft einen unverkennbaren Typus des Animationsfilms, der Phantasie, progressive Weltanschauung und jüdischen Humor miteinander verbindet. Ob zauberhaftes Märchen oder geistreiche Polemik, Weilers Filme sprechen eine ungemein klare und zugleich sehr poetische Sprache, und sie zeigen einen besonderen Hang zur Verfremdung und Experimentierlust mit Material: vom Zauberwald aus Haushaltsbürsten bis zum überlangen Pferd für eine ganze Reiterarmee. Im Sinne Brechts werden bei Kurt Weiler nicht wirkliche Dinge gezeigt, sondern die Wirklichkeit der Dinge.
Die Doppel-DVD hebt einen beachtlichen Schatz der deutschen Filmgeschichte und präsentiert aus dem gut vierzigjährigen Schaffen von Kurt Weiler eine Auswahl seiner künstlerisch bemerkenswertesten DEFA-Animationsfilme für Erwachsene. Das Bonusmaterial stellt ihn zudem als brillanten Regisseur von animierten Kinder- und Aufklärungsfilmen sowie mit Interviewpassagen vor.
- Extras
Interviews mit Kurt Weiler aus den Jahren 1997, 2001 und 2002 von Marion Rasche und Ralf Schenk (15 Min.)
Bonusfilme: Kinderfilme und Auftragsfilme
Mit einem 24-seitigen Booklet: »Ein Plädoyer für Phantasie – Kurt Weiler und seine Filme« von Ralf Schenk; Kurt Weiler – Biografie; Filmcredits zu den veröffentlichen Filmen; Impressum
- Inhaltsübersicht
DVD 1 (107 Min.)
Oskar Kulicke und der Pazifist (1952, 2 Min.)
Heinrich der Verhinderte (1965, 15 Min.)
Nörgel & Söhne oder was vor 9742 Jahren vormittags neun Uhr begann, Teil 1 (1967, 10 Min.)
Nörgel & Söhne en gros u. en detail, Teil 2 (1968, 9 Min.)
Nörgel & Söhne – Ich, Nörgel, Teil 3 (1969, 9 Min.)
Der Apfel (1969, 13 Min.)
Floh im Ohr (1970, 11 Min.)
Das Wintermärchen (1972, 38 Min.)DVD 2 (73 min + Bonus)
Das Geschenk – eine beinliche Geschichte (1974, 13 Min.)
Die Suche nach dem Vogel Turlipan (1976, 13 Min.)
Ein gewisser Agathopulus (1979, 13 Min.)
Die Geschichte vom Kalif Storch (1984, 28 Min.)
Heldensage (1985, 6 Min.)BONUS
Interview mit Kurt Weiler
von Marion Rasche und Ralf Schenk (1997/2001/2002, 15 Min.)Bonusfilme:
Kinderfilme: Die gestohlene Nase (1955, 12 Min.)
Der Löwe Balthasar (1970, 12 Min.)Auftragsfilme:
RS 09 (ca. 1960, 5 Min.)
Antiraucher (1964, 2 Min.)
Schutzimpfung (1967, 1 Min.)
Kinderunfälle (1968, 3 Min.)- Credits
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Herausgeber: Deutsches Institut für Animationsfilm
Mitwirkende: Achim Freyer, Ezio Toffolutti, Gabrichleef Koerbl, u.a.
Musik: Friedrich u.a. Goldmann
Regie: Kurt Weiler
Produktionsland: DDR
Produktionsjahr: 1952-1985
- Pressestimmen
»Freche Alternative zur Alternativlosigkeit: Kurt Weilers Puppenfilme waren den DDR Bürokraten unbequem. Sie feiern die Kraft der Fantasie. Der Macht ist das zuwider. Sie verlangt Linientreue. Weilers Filme aber bieten a priori eine Alternative zu bekannten Blickwinkeln, sind also gefährlich.« Stuttgarter Zeitung
»Philosophische Exkurse über den Krieg, Ausbeutung und Macht – mal in ein Märchen verpackt, mal in eine Satire – machten ihn berühmt. Die Edition „Kurt Weiler – Die Kunst des Puppenanimationsfilms“ – zwei DVDs mit nahezu allen seinen Filmen und reichlichem Bonusmaterial – belegt seine Meisterschaft. Die neunzehn kürzeren und längeren Filme Kurt Weilers, die auf den zwei DVDs sind, zeigen die Vielfalt seiner Themen und Stile und lassen die Entwicklung von Weilers Puppentrickfilm-Kunst anschaulich nachvollziehen: immer komplexer werden die Geschichten, die Formenvielfalt wird größer, die Leichtigkeit der Inszenierung reift. Die Puppen in seinen Filmen ahmen die Menschen nicht nach. Sie stehen für Typen, fern von allem Niedlichen, die menschliche Eigenschaften überhöht symbolisieren, karikieren, zur Diskussion stellen. Die Doppel-DVD-Edition lässt staunen, wie originell der inzwischen über 90-jährige Bildende Kunst, Philosophie und Animationsfilm miteinander verwoben hat. Und schenkt Freude – Freude an der Lust des Sehens und des Entdeckens der Möglichkeiten des Trickfilms fern der im kommerziellen Kino üblichen Computer-Phantasien.« Deutschland Radio
»Einer der wichtigen Avantgardefilmer in der DDR, der unbeirrt auf anspruchsvolle Experimente in Stil und Material setzt.« FILM-ZEIT
»Mit seinem Werk voller Poesie und hintergründiger Ironie prägte er mehrere Generationen von Filmemachern im DEFA-Studio und später auch an der HFF Potsdam-Babelsberg, wo er von 1987 bis 1997 unterrichtete.« (HOCHSCHULE FÜR FILM UND FERNSEHEN POTSDAM-BABELSBERG 2011)
»Der wichtigste Protagonist des ostdeutschen Animationsfilms. Kurt Weiler hat sich innerhalb der DEFA seine Eigenständigkeit und Unabhängigkeit bewahrt und herausragende künstlerische Animationsfilme geschaffen, die noch heute durch ihr avanciertes Set Design und ihr Art Work bestechen.« (INTERNATIONALES TRICKFILMFESTIVAL STUTTGART 2011)
»Formal anspruchsvolle Trickfilme mit überhöhenden und abstrahierenden Kombinationen von Puppen und Gegenständen, darstellender und bildender Kunst.« (CINEGRAPH – LEXIKON ZUM DEUTSCHSPACHIGEN FILM)
»Für ihn war die Puppe ein metaphorisches Wesen. Aus dieser Sicht, gewissermaßen aus der Sicht der Puppe, sei der gesamte Gestaltungsprozess zu entwickeln.« Jörg Herrmann, STOP MOTION – Die fantastische Welt des Puppentrickfilms 2005
mit Booklet
nicht mehr lieferbar
Best. Nr.: 390
ISBN: 978-3-89848-390-2
EAN: 978-3-89848-390-2
Länge: 107 Min. + 73 Min.
Bild: PAL, Farbe + s/w, 4:3 / 16:9
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
Untertitel: englische Untertitel
Regionalcode: codefree
Label: absolut MEDIEN
Edition: Defa-Stiftung
Rubrik: Kurzfilme, Animationsfilme
Genre: Animation/Trickfilm