Filmarchiv | Als die Nazis an die Macht kamen

Als die Nazis an die Macht kamen


1. Machtergreifung 2. Gleichschaltung Regie: Jérome Prieur

Im Sommer 1939 startet die Harvard University eine große Umfrage unter deutschen Emigranten. Sie werden gebeten, von Ihrem Leben zu berichten, nachdem Hitler am 30. Januar 1933 zum Reichskanzler ernannt wurde. Nachdem sie Zeugen der Machtergreifung geworden waren, die innerhalb weniger, vom Terror geprägten, Wochen erfolgte, beobachten diese Deutschen unterschiedlicher politischer Überzeugungen und religiöser Konfessionen die Gleichschaltung der gesamten deutschen Gesellschaft. Ihre frühen Berichte erzählen von den ersten sechs Jahre der Nazidiktatur, von Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung. Dazu ein reich illustriertes Panorama aus seltenen Archivaufnahmen und farbigen Bildern vom Alltag, HJ, BDM, KDF, aber auch Hitler Paraden oder Görings Jagdausflügen.

Die Texte dieses zweiteiligen Dokumentarfilms werden von Eva Matthes gelesen.

Im August 1939 bitten drei Wissenschaftler der Harvard-Universität die aus Nazideutschland geflohenen und nun in verschiedenen Ländern im Exil lebenden Deutschen, ihre Erfahrungen unter dem nationalsozialistischen Regime aufzuschreiben. Sie sollen ihr Leben vor und nach der Machtergreifung beschreiben. Anhand von zehntausend Seiten persönlicher Erinnerungen schildert Jérôme Prieur die ersten Jahre der NS-Diktatur.

Der zweiteilige Dokumentarfilm zeigt mittels dieser bis dato unveröffentlichten Zeitzeugenaussagen, wie die Demokratie von Weimar an Rückhalt verlor und der Nationalsozialismus sich durchsetzen konnte. Eva Matthes …

Anfang der 30er Jahre steckte Deutschland – wie ein Großteil der industriellen Welt – in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise. Arbeitslosigkeit, Rezession und zunehmende politische Gewalt brachten den demokratischen Staat an den Rand des Zusammenbruchs. Dieses Klima kam Adolf Hitler zugute, dessen Partei mehr und mehr Anhänger fand. Der aggressive und antisemitische Diskurs der NSDAP fiel nicht nur bei Teilen der Arbeiterschaft, sondern auch bei einem Teil der deutschen Eliten auf fruchtbaren Boden. Am 30. Januar 1933 ernannte Reichspräsident von Hindenburg Hitler zum Reichskanzler. Manche meinten, das sei ein „Spuk“, Hitler könne sich nur wenige Monate an der Macht halten. Doch das Gegenteil trat ein: Innerhalb kürzester Zeit weiteten die Nazis ihren Einfluss auf die gesamte Gesellschaft aus. Die Männer der SA verbreiteten als Hilfspolizei Angst und Schrecken auf den Straßen und gingen mit dumpfer Brutalität gegen Regimegegner, vor allem gegen Kommunisten und Sozialdemokraten, vor. In Dachau, vor den Toren Münchens, wurde auf dem Gelände einer stillgelegten Munitionsfabrik das erste sogenannte „Konzentrationslager“ errichtet.

Menschen jüdischen Glaubens wurden an den Rand der Gesellschaft gedrängt, sie wurden aus dem Staatsdienst entlassen, „jüdische“ Geschäfte und Betriebe wurden im gesamten Reich boykottiert.
Am 23. März 1933 verabschiedete der Reichstag, in dem die Nationalsozialisten nicht die Mehrheit hatten, mit den Stimmen des katholischen Zentrums das sogenannte Ermächtigungsgesetz. Die SPD stimmte dagegen, die Abgeordneten der KPD waren bereits im Gefängnis oder im KZ. Dieses Gesetz schuf eine scheinbare rechtliche Grundlage für eine Diktatur. Viele Menschen, Künstler, Dichter, Schriftsteller und Wissenschaftler verstanden, dass dies der Anfang einer Schreckensherrschaft ist. Und sie beschlossen, aus Deutschland zu emigrieren.

Ab 1933 mutierte Deutschland zur Diktatur. Hitler stand im Mittelpunkt des nationalsozialistischen Personenkults. Immer mehr Deutsche liefen in das Lager der Machthaber über, sei es aus Opportunismus, aus Angst oder auch aus scheinbarer Überzeugung. Der Staat war allgegenwärtig im Berufs- und Privatleben der Menschen, die von Kindesbeinen an in der Schule und den Jugendorganisationen der Nazis indoktriniert wurden.

Unter Arbeitskollegen herrschte ein Klima des Misstrauens, Nachbarn spionierten einander aus. Bei den von Propagandaminister Goebbels organisierten Großveranstaltungen jubelten die Massen. Die antisemitische Politik verschärfte sich durch die sogenannten Nürnberger Gesetze von September 1935. Mit ihrem Inkrafttreten war eine scheinbar rechtliche Grundlage für die Verfolgung von Menschen jüdischen Glaubens geschaffen.

Im November 1938 wurde der deutsche Botschaftssekretär in Paris, Ernst vom Rath, von dem jungen Polen Herschel Grynszpan ermordet. Das Attentat und der Tod des Botschaftsrats vom Rath gab dem Reichsminister Goebbels den Vorwand, einen vermeintlich „spontanen“ Volksaufstand in ganz Deutschland zu inszenieren. In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 kommt es zur sogenannten Reichskristallnacht beziehungsweise Reichspogromnacht. Es ist die Nacht, in der Zehntausende Juden misshandelt, verhaftet oder getötet wurden. Diese Nacht ist der Anfang dessen, was direkt zur Shoah führte.

Inhaltsübersicht

Kapitel 1. Machtergreifung
Die Umfrage
Hitler im Café
Karl Löwith
Erich Dudeck
Judenboykott
Kuno Fiedler

Kapitel 2. Gleichschaltung
Glaube an den Führer
Alfred Opler
Karl Otto Thieme
Die größten Geister
Hilde Koch
Auswanderung

Credits
Darsteller: Erzählt von Eva Mattes
Regie: Jérome Prieur

Produktion: Roche Productions / ARTE France 2018
Produktionsland: F
Produktionsjahr: 2018
Pressestimmen

“Ein gewaltiges Projekt: Regisseur Jérôme Prieur hat zehntausend Seiten von persönlichen Erinnerungen deutscher Emigranten zusammengetragen, denen 1939 von Wissenschaftlern der Harvard-Universität angetragen wurde, ihre Erfahrungen unter den Nazis aufzuschreiben. Aus diesen Zeugnissen, die in der deutschen Fassung von Eva Mattes vorgelesen werden, wird deutlich, wie die Nazis vom mangelnden Rückhalt der Weimarer Demokratie profitieren konnten.” Film-Dienst

DVD
nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 2012
ISBN: 978-3-8488-2012-2
EAN: 978-3-8488-2012-2
FSK: Infoprogramm

Originaltitel:
Ma vie dans l’Allemagne d’Hitler Teil 1: La Conquete du Pouvoir, Teil 2: La Mise au Pas


Länge: 106
Bild: PAL, s/w + Farbe, 16:9
Ton: Dolby Stereo
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree



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