Filmarchiv | Studio H&S: Walter Heynowski und Gerhard Scheumann

Studio H&S: Walter Heynowski und Gerhard Scheumann


Filme 1964–1989 Regie: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann Herausgeber: Ralf Schenk

Zum 50. Jahrestag des chilenischen Militärputschs (s.b. DVD 3) für kurze Zeit zum halben Preis!

Auf dem Cinefest mit dem Willy-Haas-Preis ausgezeichnet!

Die Filme von Walter Heynowski und Gerhard Scheumann (Studio H&S) sind seit dem Ende der DDR einem fast kompletten Vergessen ausgesetzt. Dass H&S einst weltberühmt waren, zwischen 1974 und 1989 mehr als vierzig Retrospektiven auf allen Kontinenten bestritten, über Jahrzehnte zu Festivals eingeladen wurden und zahllose Preise in Ost wie West erhielten, ist in der deutschen Öffentlichkeit, selbst unter Filmfachleuten, inzwischen fast unbekannt. Die DVD-Edition präsentiert eine Werkauswahl ihrer wichtigsten Filme.

Walter Heynowski, geboren 1927, und Gerhard Scheumann, geboren 1930, zählen zu den wichtigsten Dokumentarfilmern der DDR. Ursprünglich vom Journalismus kommend, machten sie seit Mitte der 1960er-Jahre gemeinsam Filme in der DDR. Die kreative Zusammenarbeit zwischen den zwei Publizisten gipfelte am 01. Mai 1969 in der Gründung des Heynowski & Scheumann-Studios, kurz »H&S«, das von der DEFA unabhängig war und Privilegien besaß, von denen andere DDR-Filmemacher nur träumen konnten.

In 25 Jahren entstanden mehr als 70 Dokumentarfilme, die vielfach ausgezeichnet worden sind. »H&S« wurde – nicht gerade üblich in der zentralorganisierten Filmlandschaft der DDR – zur eigenständigen Marke, die den DDR-Dokumentarfilm im Ausland bekannt machte. Leitgedanke fast aller Filme von Heynowski und Scheumann ist die Auseinandersetzung mit dem Imperialismus auf der Welt. Viele der Werke sind und waren ästhetisch-moralisch umstritten; Kritiker werfen den Filmemachern grobe Polemik und ideologische Propaganda vor. Andererseits zeichnet die Filme ein »hoher Standard an Argumentation, Rhetorik und Inanspruchnahme künstlerischer Mittel« (Günter Jordan) aus, vielleicht sogar eine »formale Virtuosität« (Wilhelm Roth).

Dass H&S einst weltberühmt waren, zwischen 1974 und 1989 mehr als vierzig Retrospektiven auf allen Kontinenten bestritten, über Jahrzehnte zu Festivals eingeladen wurden und zahllose Preise in Ost wie West erhielten, ist in der deutschen Öffentlichkeit, selbst unter Filmfachleuten, inzwischen fast unbekannt. Es ist umso mehr an der Zeit, die Filme von H&S neu zu entdecken. Vor dem zeitgeschichtlichen und biografischen Hintergrund, als politische Zeichen ihrer Ära – und als spannende ästhetische Versuchsanordnungen.

Extras

Bonusfilm: Ausschnitt aus Zeitzeugengespräch mit Walter Heynowski

Booklet (16 Seiten) mit einer Einführung von Ralf Schenk

Im ROM-Teil:
- Fotos zu den Filmen
- Essay von Georg Seeßlen (Auszug unter http://www.absolutmedien.com/bilddatenbank/bilder/8005/Auszug_aus_Essay_von_G-Seesslen.pdf)

Inhaltsübersicht

DVD 1. Frühe Filme
O.K. / Kommando 52 / Der lachende Mann / Geisterstunde

DVD 2. Vietnam
400 cm³ / 100 / Remington Cal. 12 / Eintritt kostenlos / Vietnam 1 – Die Teufelsinsel / Am Wassergraben / Ein Vietnamflüchtling / Amok

DVD 3. Chile
Mitbürger / Psalm 18 / Geldsorgen / Der Krieg der Mumien / El Golpe Blanco – Der weiße Putsch

DVD 4. Kampuchea
Kampuchea – Sterben und Auferstehn / Exercises / Die Angkar

DVD 5. Späte Filme
Meiers Nachlass / Die Lüge und der Tod / Kamerad Krüger / Der Mann an der Rampe / Bonus: Zeitzeugengespräch mit Walter Heynowski (Ausschnitte)

Credits
Buch: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann
Herausgeber: Ralf Schenk
Kamera: Peter Hellmich, Horst Donth, u. a.
Musik: Reiner Bredemeyer
Regie: Walter Heynowski, Gerhard Scheumann
Schnitt: Traute Wischnewski

Produktionsland: DDR
Produktionsjahr: 1964–1989
Pressestimmen

»Man könnte die Arbeit von H&S, zumindest wenn sie die BRD betraf, mit der von Auslandskorrespondenten vergleichen, die im medial noch übersichtlichen vordigitalen Zeitalter gegenüber ihren Zuschauern im Vorteil waren, exklusiven Zugang zu den Medien des anderen Landes zu haben.« DER FREITAG

»Der gestalterische Modernismus der H&S-Filme zeigt sich an dem elaborierten, manchmal fast übertrieben spielerischen Umgang mit Schriften, auch Schnitten und Überblendungen.« DER FREITAG

»polarisierend, politisch klar, propagandistisch versiert und dialektisch beschlagen« – neues deutschland

»Es gibt kaum ein filmisches Werk, das so anschaulich und instruktiv deutsche wie internationale Zeitgeschichte widerspiegelt.« – neues deutschland

»Dankenswerterweise ist durch die Kooperation von DEFA-Stiftung und absolut medien ein umfassender Querschnitt der wichtigsten H&S-Filme greifbar, der in zwei DVD-Editionen die Möglichkeit ergibt, selbst zu sehen und selbst zu urteilen, inwieweit Heynowski und Scheumann zur Analyse der gesellschaftlichen Grundlagen und der Auswüchse in der kapitalistischen Welt beigetragen haben und was uns die Filme bei angemessener Einordnung in den Kontext von Geschichte und Gegenwart heute noch zu sagen haben. Es liegt damit nicht weniger als ein Archiv des Imperialismus vor, über dessen Machenschaften man kaum schweigen kann, wenn man nur einige Filme aus der Werkstatt H&S wiedergesehen hat.« – neues deutschland

»Die 24 in der Box veröffentlichten Filme sowie die Einzelveröffentlichung von ‘Piloten im Pyjama’ sind nicht nur eine Riesenentdeckung, und teils erschreckende Zeitdokumente des 20. Jahrhunderts – es handelt sich schlicht um die wichtigste DVD-Veröffentlichung des Jahres 2014.« – celluloid, Florian Widegger

»Ich würde – mit meinen längeren DDR-Jahren im Hintergrund – sagen: Man bekam die DDR schon beim Ansehen nicht aus den Filmen. Obwohl so vieles “richtig” und “mit Recht” dokumentiert und gefilmt war, fragten wir uns immer, wo das innenpolitische Äquivalent für all diese tapfere Enthüllungs- und Aufklärungsarbeit ist. Und das schuf eine innere Abwehr gegen durchaus gute und interessante Dokumentationen.« (Kommentar von ‘Magda’ auf freitag.de)

»Eine Neuentdeckung unbedingt wert!« MDR1

»Heynowski und Scheumann haben dort gedrückt, wo es weh tat. Sie haben sich Krisenherden gewidmet, von denen ehrliche westliche Selbstkritik zugeben musste, dass die eigenen Ideale dort verraten wurden. … Was sie in ‘Remington Cal. 12’, in dem Film ‘Der Krieg der Mumien’ oder eben ‘Piloten im Pyjama’ aufzeigen, das sind eben Scheußlichkeiten, die man im Westen allzu schnell geleugnet oder zu bedauerlichen Betriebsunfällen erklärt hatte.« – Stuttgarter Zeitung, Thomas Klingenmaier

»Nach 1990 undifferenziert als Propaganda geschmäht, sind es die Arbeiten des Studio H & S wert, heute wiederentdeckt und neu bewertet zu werden.«
Filmblatt

»Diese Filme zeichnet ein hoher Standard an Argumentation, Rhetorik und Inanspruchnahme künstlerischer Mittel aus. Sie haben in ihrer Zeit Wirkung gehabt und Zeichen gesetzt. Propagandafilm ist zunächst weder gut noch schlecht. Es gibt gute Propaganda, es gibt schlechte, und es gibt dies für gute und schlechte Sachen.« Günter Jordan

»Natürlich waren wir von der Auffassung geprägt, dass wir uns in einer Epoche des weltweiten Übergangs vom Kapitalismus zum Sozialismus befinden. Vom Ende her betrachtet könnte man natürlich sagen, dass die Definition vom Charakter der Epoche durch die Geschichte widerlegt ist … [Doch es] bleiben einige Positionen, deren wir uns niemals zu schämen brauchen, sowohl was Chile als auch Vietnam und Kambodscha betrifft. Wir können sagen, wir sind mit unseren Filmen dabei gewesen.« Gerhard Scheumann

»filmsprachlich bewusst kalkulierte, bis ins Detail genau eingeplante Erfolge« Hans-Joachim Schlegel

»Die Trennung von Propaganda und Dokument ist Walter Heynowski & Gerhard Scheumann fremd. Eine Wahrheit, also die Meinung, ist etwas, worum man kämpfen muss; Wahrheit muss man schaffen. (…) Man muss Unordnung stiften, hinterfragen, auch gerade ästhetisch.« Olaf Möller

»Heynowski und Scheumann waren auf der Suche nach Bildern der Obszönität der Macht.« Georg Seeßlen

Auszeichnungen

Goldene Taube Internationales Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm Leipzig für KOMMANDO 52 (1965) und KAMERAD KRÜGER (1988)
sowie diverse weitere Preise und Auszeichnungen

Willy Haas Preis 2014
Die Jury zeichnete in der Kategorie DVD aus:
Studio H&S. Walter Heynowski und Gerhard Scheumann: Filme 1964-1989, 5 DVDs im Schuber (ca. 907 min), Extras, Booklet, hg. von Ralf Schenk, Extras, Booklet.
Lange Zeit wurden Heynowski & Scheumann nur als treue Propagandisten der DDR eingeordnet; mit dieser Box kann man sie nun wiederentdecken als polemische, aber auch vielschichtige Dokumentaristen, die sich der großen politischen Konflikte der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts annehmen. Die umfangreiche DVD-Edition ermöglicht endlich den Zugang zu den dokumentarischen Arbeiten von Heynowski und Scheumann und damit auch eine differenzierte Einschätzung der immer wieder kontrovers diskutierten methodischen Ansätze des Studios H&S. Wir honorieren vor allem den spannenden Beitrag zur (DDR-)Filmgeschichte, finden aber auch die Gestaltung und die technische Qualität der Filme sehr überzeugend.

5 DVDs
im Schuber mit Booklet

nicht mehr lieferbar

Best. Nr.: 8005
ISBN: 978-3-8488-8005-8
EAN: 978-3-8488-8005-8
FSK: Infoprogramm

Länge: 845
Bild: PAL, Farbe+s/w, 4:3+16:9
Ton: Mono
Sprache: Deutsch
Regionalcode: codefree

Label: absolut MEDIEN/Große Dokumentaristen
Edition: Defa-Stiftung, Die großen Dokumentaristen
Reihe: Die großen Dokumentaristen
Rubrik: Dokument


Weitere Titel aus
unserem Programm




Peter Stein: Maxim Gorki – Sommergäste (1975)
Peter Stein




Sobibor, 14. Oktober 1943, 16 Uhr / Ein Lebender geht vorbei
Claude Lanzmann


absolut MEDIEN GmbH © 2014